Radtour durch Diepholz: Energiewende zum Mitmachen

7. September 2017
Eindrücke von der Radtour der Grünen in Diepholz

„In Diepholz gibt es viele spannende Beispiele, wie die Energiewende vor Ort gelingt.“ Dieses Fazit zog die Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl von Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen Dr. Julia Verlinden nach einer dreistündigen Energiewende-Radtour durch Diepholz und seine Ortsteile. An vier Etappenzielen erfuhren die Teilnehmer Details zu den vorgestellten Projekten und diskutierten Probleme, Chancen und Ziele.

Am Startpunkt Diepholzer Bahnhof stand das Thema Verkehr im Mittelpunkt. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Diepholz Andreas Pawelzik moderierte die Radtour und machte zum Auftakt deutlich: „Wir wollen eine verlässliche Zugverbindung nach Sulingen und Nienburg und keinen dreispurigen Ausbau der B214.“

Julia Verlinden kritisierte, dass die Bundesregierung das Engagement der Bürger und Bürgerinnen ausgebremst hat. „Wir Grünen wollen die Rahmenbedingungen für Klimaschutz und die Energiewende zum Mitmachen deutlich verbessern. Dazu gehört, die Kommunen dabei zu unterstützen, den Radverkehr zu fördern – und damit Lärm, Stau und Luftbelastung des Straßenverkehrs zu reduzieren. Die Fahrradparkboxen und überdachte Parkflächen am Bahnhof Diepholz sind ein wichtiger Beitrag dafür – auch für die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel.“

Die erste Etappe der Radtour führte zum Wohnhaus von Andreas Pawelzik. Die 2003 durchgeführte Sanierung des 1924 und 1966 erbauten Gebäudes ermöglicht eine 65-prozentige Einsparung des Wärmebedarfs. Pawelzik verwies darauf, dass ca 85 Prozent der Wohngebäude in Diepholz noch ungenügend gedämmte Altbauten sind und somit noch ein großes Einsparpotential vorhanden ist. Außerdem warb er angesichts der Holzfassade seines Hauses für den Einsatz von Holz als Baustoff: „ Mit Holzbauten können wir einen zweiten Wald bauen, der dauerhaft CO2 speichert.“

Gregor Korte empfing die Radler im Ökobaugebiet Heede. Als Ideengeber und damals zuständiger Planer erzählte er die Entstehungsgeschichte und Hintergründe des Baugebietes. Das Nahwärmenetz Heede ermöglicht effizientes Heizen im über 20 Jahre alten Quartier. Allerdings lohnt sich die Investition bei heutigen gut gedämmten Neubauten nicht mehr. Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer, dass alte Baustoffe aus Diepholz wiederverwendet wurden, beispielsweise Pflastersteine und Ziegel; und dass damit "graue Energie" und Rohstoffe beim Bauen gespart wurden.

Mit Kaffee und Kuchen empfing Heinfried Sudmann die Energiewende-Radler auf seinem Hof. Er erläuterte das Konzept und die Enstehungsgeschichte seiner Biogasanlage, die komplett mit der Gülle und dem Mist der eigenen Milchkühe und Futterresten betrieben wird. Viel Recherche, Bürokratieüberwindung und Arbeit war nötig, um die Anlage auf den heutigen Stand zu bringen. „Das EEG ist für einen normalen Menschen kaum noch zu verstehen“. Heinfried Sudmanns Anlage trägt zur Stabilisierung des Stromnetzes bei: Sie liefert Strom, wenn Wind und Sonne nicht genug Energie liefern. Seit jüngstem wird ihm dies auch endlich ausreichend vergütet.

Am letzten Etappenziel erläuterte Dr. Andreas Ziemens seine Plusenergie-Arztpraxis. Bereits vor neun Jahren realisierte er ein Gebäude mit Sonnenstrom, Erdwärme und guter Dämmung. Durch die zusätzliche kontrollierte Be- und Entlüftung und der damit verbundenen Wärmerückgewinnung, sowie der Fotovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt das Gebäude einen erneuerbaren Energieüberschuss. „Heizen mit Erdwärme brauchen wir nur 2 bis 3 Monate im Jahr.“ Im Sommer wird die Fussbodenheizung zur Kühlung der Räume genutzt. Wenn die EEG-Vergütung des Solarstoms wegfällt, will Ziemens mit dem Solarstrom ein Elektroauto laden: „Der Anschluss ist schon da!“

Zum Abschluss der 13 Kilometer langen Radtour verdeutlichte Dr. Julia Verlinden, die energiepolitische Sprecherin ihrer Partei im Bundestag ist, ihre Ziele: „Wir Grüne wollen die Weichen dafür stellen, dass bis 2030 der gesamte Strombedarf in Deutschland erneuerbar erzeugt wird. Dazu gehört ein zügiger und geordneter Kohleausstieg. Die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke wollen wir sofort abschalten. Nur so schaffen wir die Klimaschutzziele."