Koalition blockiert Rettung der Weidetierhaltung in Deutschland

2. Juli 2018

Zur Abstimmung über die Einführung der Weidetierprämie im Deutschen Bundestag am 28.06.2018 erklärt Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik und grüne Bundestagsabgeordnete für Nordost-Niedersachsen:

„Mit der Entscheidung der Großen Koalition gegen die Einführung der Weidtierprämie blockieren Union und SPD die Rettung der Weidetierhaltung in Deutschland. Seit Jahren geht die Anzahl der Betriebe zurück, weil die Agrarpolitik ihre gesellschaftlichen Leistungen nicht angemessen honoriert.

Die Bundesregierung ignoriert die Hilferufe der Schäferinnen und Schäfer und sträubt sich gegen die Erkenntnisse der Experten-Anhörung im Umweltausschuss des deutschen Bundestags. Es ist eine Farce, dass die Koalition lediglich prüfen will, wie die ‚Unterstützung für diesen Berufsstand geleistet werden kann‘.

Die Lösungen liegen seit Jahren auf dem Tisch und werden sogar von der EU Kommission explizit empfohlen. Bis zum 1. August kann die Bundesregierung noch eine Weidetierprämie bei der EU anmelden. Wenn dies nicht geschieht, liegt die Verantwortung für den Untergang der Weidetierhaltung auch bei den Abgeordneten von Union und SPD aus Niedersachsen, die allesamt gegen die Weidetierprämie gestimmt haben oder ihre Stimme erst gar nicht abgegeben haben.“

Hintergrund:

Laut Angaben des Bundesverband Berufsschäfer e.V. ist in Niedersachsen zwischen 2010 und 2016 die Zahl von Weidetier-Betrieben um 13 Prozent gesunken. Dies entspricht einer Zahl von 313 Betrieben. Allein zwischen 2010 und 2016 ging die Zahl der haupterwerblichen Schäfereien mit mehr als 500 Schafen bundesweit um 13 Prozent auf 989 Betriebe zurück.

In den nächsten zwei Jahrzenten ist mit dem Zusammenbruch des Sektors zu rechnen, wenn nicht politisch gegengesteuert wird. Als einziges europäisches Land mit nennenswerten Schafbeständen hat Deutschland bisher keine Weidetierprämie. In 22 europäischen Mitgliedsstaaten werden dagegen jährlich 486 € Millionen dafür ausgeschüttet.

Die Europäische Kommission sieht diese Direktzahlungen als direkten Grund für die erkennbare Stabilisierung des europäischen Schafsektors. Die Kosten für Deutschland werden auf 40 € Millionen im Jahr geschätzt. Das ist ein Bruchteil der jährlich rund 6,4 € Milliarden an Agrarbeihilfen in Deutschland. Für den Naturschutz sind Schäferinnen und Schäfer von immenser Bedeutung, da sie ca. 300000 Hektar Dauergrünland bewirtschaften – eine ökologisch höchst wertvolle Fläche.