Vernissage Occupy Chevron

25. Januar 2016
Ewa Sufin-Jacquemart und Adrian Stadnicki berichteten u.a. Julia Verlinden MdB und Rebecca Harms MdEP von der Blockade gegen die geplante Schiefergasförderung

Die kleine polnische Ortschaft Zurawlow hat zwar nur knapp 100 Einwohner, doch sie hat es zu einiger Berühmtheit gebracht – im ungleichen Kampf gegen den milliardenschweren multinationalen Konzern Chevron, der dort Schiefergas fördern wollte. Aus der Blockade einer Zufahrtsstraße entwickelte sich im Jahr 2014 ein Protest-Camp, das nach 400 Tagen den Rückzug von Chevron bewirkte.

Im Lüneburger Wasserturm kann man sich noch bis zum 19. Februar 2016 ein Bild von den Protesten machen. Denn diese wurden fotografisch dokumentiert und in der Ausstellung „Occupy Chevron“ zusammen gefasst. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Leben und Umwelt hat Julia Verlinden sich dafür eingesetzt, die Ausstellung in Lüneburg zu zeigen.

Ewa Sufin-Jacquemart, Vorstandsvorsitzende der polnischen Grüne Liga Stiftung, und Adrian Stadnicki von Occupy Chevron berichteten auf der Vernissage der Ausstellung von der Blockade gegen die geplante Schiefergasförderung. Alles fing mit einer spontanen Blockade an, weil Chevron für seine großen LKWs keine Zufahrgenehmigung für eine Brücke hatte. Am Ende hat dann die ganze Ortschaft bei der Blockade mitgemacht – der Postbote hat Pakete geliefert und der Arzt kam vorbei. Die New York Times berichtete darüber und ein Dokumentar-Film hat sie weltberühmt gemacht.

Lange Zeit waren die Grünen in Polen die einzigen, die sich gegen Fracking ausgesprochen haben. Doch auch die Proteste in Zurawlow hätten dazu beigetragen, dass sich das Bild gewandelt hat und ähnlich wie im Rest Europas die Menschen vermehrt Erneuerbare Energien fordern. Laut einer Greenpeace-Umfrage wollen 90% der Polen Erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz. Das steht jedoch im krassen Gegensatz zur aktuellen Stromversorgung, die immer noch zu 84% aus Kohle bestritten wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die regierende PiS-Partei den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel leugnet und sogar ein Ausschuss gegründet wurde, der beweisen soll, dass der Klimawandel keine menschlichen Ursachen hat.

„Die grüne Europafraktion war von Anfang an skeptisch gegenüber dem großen Fracking-Hype“, betonte die grüne Europaparlamentarierin Rebecca Harms. Das lag vor allem daran, dass die EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard bei ihrer ersten Bewertung der Fracking-Technologie ein sehr kritisches Fazit gezogen hätte.

Julia Verlinden zeigte sich mit Blick auf die Protestaktion in Zurawlow begeistert davon, was Zivilgesellschaft alles bewirken kann. Die Menschen würden sich Sorgen machen und lehnen auch in Deutschland Fracking mehrheitlich ab, wie Umfragen zeigen und ließen sich nicht einschüchtern. Und um das Klimaabkommen von Paris umsetzen zu können, müssten fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas im Boden bleiben. „In meinen Gesprächen spüre ich großes Interesse an dem Thema. Ein breites Bündnis aus Wasserversorgern, der Lebensmittelindustrie, Gewerkschaften, Umweltverbänden und den Kirchen sind gegen Fracking. Nur die ‚Dinos‘ Chevron, Exxon und Co. halten noch am Fracking fest. In Frankreich ist Fracking bereits verboten. Ich fordere, dass die Bundesregierung aus dem vorgelegten Erlaubnispaket endlich ein Fracking-Verbots-Gesetz macht!“ so Verlinden.

Auch in Lüneburg und Umgebung ist. Fracking ein Thema, wie Antje Busch vom Bündnis „Wir gegen Fracking“ betonte. Lüneburg liegt in einem sogenannten Aufsuchungsgebiet und auch hier sind Claims schon abgesteckt. Mittlerweile sei man gut mit anderen Bürgerinitiativen aus der Region vernetzt und hat im Jahr 2015 über 15.000 Unterschriften gegen Fracking gesammelt. Vielleicht sei auch dies ein Grund weshalb die Bundesregierung noch immer kein Fracking-Gesetzt verabschieden hat.

Noch bis zum 19.02.2016 ist Ausstellung täglich von 10 – 18 Uhr zu sehen.
Wasserturm Lüneburg, Bei der Ratsmühle 19, 21335 Lüneburg