Studie: Sanierung älterer Wohnhäuser kann Klima-Schatz heben

5. Mai 2021

Der Gebäudesektor trägt noch viel zu wenig zum Klimaschutz bei und die schwarz-rote Bundesregierung steht in diesem Bereich weiter auf der Bremse. Vor diesem Hintergrund hat die Grüne Bundestagsfraktion beim Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) eine Studie in Auftrag gegeben. Die Studie zeigt, wie im Bereich der Wohngebäude schnell etwas für den Klimaschutz erreicht werden kann und gleichzeitig Wohnqualität und soziale Gerechtigkeit verbessert werden können.

Das ifeu kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • Das energetisch schlechteste Drittel der Wohngebäude (Energieklassen G und H) verursacht die Hälfte der Treibhausgasemissionen im Bereich Wohngebäude. Durch die Sanierung dieser Gebäude lässt sich besonders viel Wärmeenergie und CO2 einsparen, die Modernisierung ist hier besonders wirtschaftlich und effektiv.
  • Wird das energetisch schlechteste Drittel der Wohngebäude auf einen klimagerechten Standard (KfW55) saniert, spart das pro Jahr bis zu 64 Mio. Tonnen CO2 ein. Das ist etwa so viel wie ganz Ungarn oder Finnland pro Jahr verursacht.
  • Die Sanierung dieser Häuser hat einen hohen sozialen Nutzen, denn sie schützt deren Bewohner*innen vor hohen Energiekosten und verbessert Wohngesundheit und Behaglichkeit. Denn diese Gebäude sind häufig schlecht beheizt und besonders anfällig für Feuchtigkeit und Schimmel und damit für Gesundheitsbeeinträchtigung der Bewohner*innen.

Regierung muss liefern

Zu den Ergebnissen sagt Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik:

„Schon nach dem bisherigen Klimaschutzgesetz hat die Bundesregierung ihre eigenen Vorgaben für den Gebäudebereich verfehlt. Nun hat das Verfassungsgericht bestätigt, dass die Ziele der Regierung ohnehin nicht reichen, um Klimaschutz und Generationengerechtigkeit zu sichern. Minister Seehofer muss jetzt schleunigst ein Sofortprogramm für den Gebäudebereich vorlegen, um beim Klimaschutz aufzuholen. Mit unserer Studie liefern wir einen idealen Ausgangspunkt dafür.“

Chris Kühn, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik ergänzt:

„Wir schlagen kostenfreie Sanierungsfahrpläne und zusätzlich einen Extrabonus für die Sanierung der energetisch schlechtesten Gebäude vor. So ist sichergestellt, dass mehr Sanierungen erfolgen und diese auch zum Ziel führen. Die Aufwendungen für die Sanierung wollen wir fair zwischen Staat, Eigentümer*innen und Nutzer*innen aufteilen. Von besseren Wohnungen und mehr Klimaschutz profitieren am Ende alle, insbesondere zukünftige Generationen.“

Zum Download: Kurzstudie „Klimaschutzpotenzial der unsanierten Gebäude in Deutschland“

Grafik zeigt CO2-Ausstoß nach Energieklassen
©ifeu

Hintergrund

Der Handlungsbedarf beim Klimaschutz ist riesig, wie nicht nur die von der Bundesregierung eingesetzten Expert*innen bestätigt haben, sondern auch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgericht noch einmal kraftvoll unterstreicht. Energetische Vorgaben für neue Gebäude sind längst nicht mehr zeitgemäß, die energetische Sanierung kommt nicht schnell genug voran, der Einsatz Erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau und die „Graue Primärenergie“, die zur Materialgewinnung, Herstellung, Transport und Entsorgung von Baustoffen eingesetzt wird, ist immer noch nicht sichtbar.

Die grüne Bundestagfraktion hat mit ihrem Aktionsplan Faire Wärme umfassende Vorschläge vorgelegt, wie Klimaschutz im Gebäudesektor durch ein umfassendes Maßnahmenbündel vorankommen kann und gleichzeitig Mieterinnen und Mieter vor hohen Preissteigerungen geschützt sowie Eigentümer*innen bei Bau- und Sanierungsvorhaben unterstützt werden.

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