Energiewende statt Fracking, Erdgas und Bohrschlamm im Raum Wustrow

26. August 2016

Der Sommer war gerade zurückgekehrt und alle Menschen strömten ins Freie, um zu Grillen, oder den Feierabend mit Sonnenuntergang zu genießen! Alle? Nein, über 40 Interessierte drängten sich im Dolgower Hotel Restaurant Rossini, nachdem man aus dem kleinen Vortragsraum schon in den größeren Saal umgezogen war.

Die von Markus Schöning und dem grünen Kreisverband organisierte Veranstaltung zog die Menschen nicht nur wegen des Themas Fracking an, sondern auch weil einige im Saal zum Thema Bohrschlamm-Altlasten Insiderwissen oder offene Fragen hatten.

Nach der Begrüßung gab Julia Verlinden einen Überblick über den Zick-Zack-Kurs bei der Fracking Gesetzgebung in Berlin. Nachdem das Thema bereits im Juni 2015 zur Entscheidung anstand, wurde es kurzfristig abgesetzt und nach einem Jahr der Tatenlosigkeit im Juni 2016 im Hau-Ruck-Verfahren durch das Parlament gedrückt.

Heraus kam ein Gesetzespaket mit Änderungen im Wasserhaushaltsgesetz, Naturschutzgesetz und vielen anderen. Bis auf zwei kleinere Verordnungen war das Regelungspaket im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig. Wenigstens die UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) ist ab Februar 2017 Standard für Erdgas- und Erdölbohrungen. Die UVP verhindert aber keine Bohrungen, sondern erlässt nur Auflagen.

Einzig in Wasserschutz- und Naturschutzgebieten darf nicht gefrackt werden. Lagerstättenwasser darf hier ebenfalls nicht verpresst werden. Alte Erlaubnisse gelten allerdings noch für weitere 5 Jahre.

Die guten Ratsbeschlüsse der Stadt Wustrow gegen Fracking, stellen keine Garantie vor Fracking dar, den entscheidend ist die Bundesgesetzgebung. Trotzdem bedeuten sie ein deutliches Zeichen der Region, zumal Wege und Grundstücke der Stadt auch nicht genutzt werden dürfen.

Im weiteren Verlauf des Abends ging der Wasserbauingenieur Berd Ebeling besonders auf die bereits in Vergessenheit geratenen Altlasten der bisherigen Erdgasgewinnung in der Region ein. Hier spielt naturgemäß die Altmark mit ihren 600 Gasbohrungen eine besonders große Rolle. Da das Erdgasfeld Wustrow aber mit dem Altmarkfeld zusammenhängt, ist sowohl von der Art der Schadstoffe, als auch von den oft in Vergessenheit geratenen Bohrschlammdeponien mit vielen Prallelen zu rechnen.

Bekannt sind die Bohrschlammgruben in Luckau und Güstritz, aus denen bereits salzige Sickerwässer austreten sollen. Außerdem wurden im Raum Volzendorf und Wustrow radioaktive und schwermetallhaltige Abfälle in alten Bohrlöchern entsorgt. Weitere Bohrschlammgruben werden vermutet, sind amtlich aber nicht erfasst. Ein ungeliebtes Thema, weil es Kosten nach sich zieht.

Bei der lebhaften Diskussion im Anschluss stellte sich heraus, dass an der letzten Erdgasfördersonde in Wustrow seit einem Jahr kein Erdgas mehr gefördert wird. Hier könnten jetzt Begehrlichkeiten entstehen, das letzte Gas mit Hilfe von Fracking heraus zu quetschen.

Abschließend stellte Julia Verlinden noch einmal fest: „Fracking verlängert das fossile Zeitalter!“. Aber nicht nur die Fracking-Technik stellt eine Gefahr dar. Um die globale Klimaveränderung auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen, muss auch ein sehr großer Teil des ohne Fracking erschließbaren Erdöls, Erdgas und der Kohle im Boden verbleiben! Wir müssen die Energiewende voran bringen, wenn wir das Klima retten wollen! Und dazu gehört neben dem Umstieg auf Erneuerbare Energien im Stromsektor auch eine zukunftsfähige Mobilität und Wärmeversorgung ohne Erdöl und Erdgas. Das Energiesparen und energieeffiziente Technik sind wichtige Standbeine.

Gerade in den Kommunen kann ein wichtiger Beitrag zur Energiewende in all diesen Bereichen geleistet werden.