Verlinden besucht Artenschutz-Leuchttürme im Wendland

18. August 2021
Schafe im Schatten unter Bäumen
©Julia Zieker

Mit großer Freude über die rege Beteiligung begrüßte Julia Verlinden, grüne Bundestags-Direktkandidatin für den hiesigen Wahlkreis, die fast 40 Radfahrerinnen und Radfahrer am Aussichtsturm auf dem Höhbeck zur ersten Station ihrer Artenschutz-Rundfahrt durchs Wendland.

Denn neben der Klimakrise ist der dramatische Artenverlust eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Für mehr Klimaschutz und mehr Artenschutz brauche es dringend konsequenteres politisches Handeln, kritisierte Verlinden die Bundesregierung. Umso wichtiger, dass es vor Ort so viele Projekte von Engagierten gibt, die sich dem Artenschutz annehmen. Doch diese brauchen dringend (bundes-)politischen Rückenwind.

Projekt "Artenreich"

Stefan Reinsch vom Projekt „Artenreich“ auf dem Höhbeck versucht dort, auf 15 Flächen Bewirtschaftung und Artenreichtum wieder herzustellen, wie im 18. Jahrhundert. Damals war der Artenreichtum auf seinem Höhepunkt. Erst mit der Industrialisierung und intensiver Bewirtschaftung ging es in der Folge steil bergab mit dem Artenreichtum. Mit sehr extensiver Bewirtschaftung mit der Sense und mit Schafen sind hier seit 2013 schon deutliche Erfolge sichtbar geworden, wie Reinsch anschaulich an der Blütenvielfalt auf der Radtour zum Artenschutz erläutern konnte.

Stefan Reinsch mit Karte von Naturschutzgebieten
©Dieter Schaarschmidt
Dirk Janzen und Julia Verlinden bei einem Stopp
©Julia Zieker

Viel Engagement in der Region

Mit von der Partie war auch der neue Leiter des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe, Dirk Janzen, der erst vor 14 Tagen seinen Dienst in Hitzacker angetreten hat. Er zeigte sich begeistert von dem Engagement in der Region und betonte wie wichtig ihm der Dialog mit den Menschen und verschiedenen Projekten im Biosphärenreservat ist.

Bei einer Mittagsrast unter dem Sonnensegel bei Firma Voelkel lud Stefan Voelkel zu Saft und Imbiss ein und erläuterte die Bemühungen der Bio-Safterei, das Wachstum der Firma so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Manche Firmenideen zur Wasseraufbereitung seien von den kommunalen Gremien bisher noch nicht aufgegriffen worden.

Bedrohte Vögel in der Seegeniederung

Für den Naturschutzbund Hamburg (Nabu) erläuterten Prof. Wilkens und Rolf Bonkwald die Geschichte des Artenschutzes in Elbtalaue und Seegeniederung. Seit 1973 ist dort der Nabu aktiv. Zu Anfang hat er sich hauptsächlich dem Kranichschutz gewidmet. Damals gab es nur ein Brutpaar, jetzt leben alleine zehn Brutpaare auf Nabu-Fächen mit Flachwasserbiotopen.

Doch den rasanten Rückgang der Wiesenvogelarten konnte auch der Nabu nicht verhindern. Uferschnepfe, Bekassine, Austernfischer und jetzt sogar der Kiebitz sind fast vollständig verschwunden. Nur durch eine Mischung aus Anreizen für eine extensivere Bewirtschaftung und einen intensiven Schutz der letzten Brutpaare, kann hier noch etwas erreicht werden.

Prof. Wilkens und Rolf Bonkwald
©Dieter Schaarschmidt

Hochwasserschutz in der Diskussion

So verwundert es nicht, dass die Naturschutzverbände sich auch bei geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen intensiv für die Artenschutzbelange einsetzen. Dies wiederum stößt bei den Bewohner*innen der hochwassergefährdeten Seegeniederung auf wenig Verständnis.

Die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte bemühte sich um Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen zum Hochwasserschutz. Staudte kritisierte, dass für den „Niedersächsischen Weg für den Artenschutz bereits Mittel in Millionenhöhe eingenommen werden, diese aber momentan vom Land zurückgehalten werden.“

Thomas Hauswald, der für die vom Hochwasser betroffenen Laascher sprach, sah vor allem zeitliche Probleme, da bis zur Umsetzung von effektiven Hochwasserschutzmaßnahmen schon wieder einige Jahrhunderthochwasser ins Haus stünden.

Landratskandidatin Dagmar Schulz kündigte an, falls sie gewählt würde, eine Fachkonferenz zu Hochwasserschutz und Artenschutz in der Seegeniederung zu machen. Gemeinsam mit der breiten Öffentlichkeit sollten alle Naturschutz- und Hochwasserschutzbelange beraten werden, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.