Dieser Challenge stellten sich am 25.10. die gut 40 Gäste bei der Veranstaltung „Ausgetrocknet. Die Folgen unseres versteckten Wasserkonsums“ im Wasserturm Lüneburg. Denn um eine Avocado in der Region Petorca in Chile anzubauen, werden etwa 320 Liter Wasser benötigt. Dabei herrscht vor Ort Dürre – die durch den massivem industriellen Avocado-Anbau und problematische Privatisierungsgesetze in Chile noch weiter verstärkt wird.
Mit einem Einblick in die Situation in Chile begann auch die Veranstaltung mit einem kurzen Filmbeitrag und einem Impulsvortrag von Ilka Roose, die zu dieser Thematik an der Universität Duisburg-Essen forscht. In Petorca führte sie auch Gespräche mit Aktivist*innen, die sich dort für das Menschenrecht auf Wasser einsetzen. Diese erleiden immer wieder verschiedene Repressalien und bekamen sogar schon Todesdrohungen wegen ihres Engagements.
Ein Thema, das auch Julia Verlinden, die, gemeinsam mit der Grünen Jugend, zu der Veranstaltung einlud, am Herzen liegt. Denn im Rahmen des Programms „Parlamentarier schützen Parlamentarier“ unterstützt sie seit 2017 die Umweltaktivistin Veronica Vilches in ihrem Engagement für die Wasserrechte der Menschen vor Ort.
Nach einem Einblick in die Lage in Petorca wurde es abstrakter: Elisa Kochskämper, die ebenfalls im Rahmen ihrer Dissertation, an der Leuphana Universität Lüneburg über Wasser Governance forscht, stellte das Konzept des virtuellen Wassers vor. Wie viel Wasser wird im Herstellungsprozess eines Produkts verbraucht? Während der individuelle Wasserverbrauch in Deutschland im Schnitt bei ca. 124 Liter liegt, beträgt der tägliche Verbrauch virtuellen Wassers in Deutschland im Schnitt bei 5288 Liter pro Person. Aber vor allem bedeutsam, so stellte Kochskämper heraus, ist die Wassersituation: Wird das Wasser in wasserarmen oder wasserreichen Regionen verbraucht?
Die ausschließlich weibliche Diskussionsrunde wurde schließlich noch durch Miriam Winzer, die bei JANUN in der Umweltbildung aktiv ist, bereichert. Moderiert von Julia Verlinden wurde darüber diskutiert, welche Strukturen es für einen nachhaltigen, wasserbewussten Konsum braucht aber auch darüber, was die einzelnen Konsument*innen tun können. Das Für und Wider von Verbrauchersiegeln und Lebensmittelampeln und von Freihandelsabkommen für die Verbesserung von Umweltstandards wurden gemeinsam mit dem Publikum diskutiert und Ideen gesammelt, was die Einzelnen in ihrem privaten Umfeld aber auch in ihrem lokalen Supermarkt bewirken können.
Trotz der Motivation der Gäste musste hinterher festgestellt werden: 53 Liter sind ziemlich viel, um in zwei Stunden getrunken zu werden. Ziemlich viel Wasser, das für 1/6 Stück einer Avocado in der trockenen Region Petorca verbraucht wird.