Kürzlich hat Julia im Lüchower Kino „Alte Brennerei“ zum Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ und zur Diskussion eingeladen. Mit dabei waren der agrarpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion Hanso Janßen und der grüne Kreisvorsitzende Andreas Kelm.
Die Resonanz aus dem Publikum war durchweg positiv. Der Film hat das Dilemma, in dem wir stecken, sachlich und Mut machend nahe gebracht. Zum Beispiel mit den für sich selbst sprechenden Filmaufnahmen aus dem größten Hühnerschlachtbetrieb Indiens, der stolz ist, dass Indien von seiner traditionell eher vegetarischen Lebensweise weg kommt. Schon jetzt werden dort 1 Millionen Hähnchen täglich geschlachtet und da sei noch viel Luft nach oben. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, dass wir in der westlichen Welt uns keinesfalls anmaßen können, andere zum Fleischverzicht aufzufordern, wo unsere eigene Bevölkerung ein Vielfaches verzehrt und dabei unter Übergewicht leidet.
Ebenso dramatisch ist der Futtermittelanbau in den Ländern des Südens, für die Fleischproduktion in Europa und den USA. Statt des versprochenen Wohlstands für die produzierenden Länder entstehen nur neue Abhängigkeiten und Hunger, weil keine Lebensmittel mehr für den eigenen Bedarf angebaut werden.
Die Frage, ob wir 10 Milliarden Menschen ernähren könnten, tritt gegenüber der Frage in den Hintergrund, wie dies gerecht und nachhaltig geschehen könnte. Nicht mit Gentechnik und nicht mit künstlich erzeugtem Fleisch, sondern mit ökologischen und regional angepassten Anbaumethoden.
Mit schönen Beispielen aus der ökologischen Landwirtschaft und dem „Urban Gardening“ wird gezeigt, wie wichtig es ist, wieder einen Bezug zu regionalen Lebensmitteln und zu den Früchten der Jahreszeiten zu bekommen.
Der Hunger der Welt wird nicht an der Agrarbörse in Chicago beseitigt, sondern mit jedem kleinen Schritt, mit dem Verbraucher weltweit selbst ihre Einkaufs- und Essensgewohnheiten bestimmen.
In der anschließenden Diskussion, zu der fast alle Besucher des gut besuchten Filmes dort bleiben, wird deutlich, dass die globalen Missstände System haben und eine fehlgeleitete Agrarpolitik nicht im Handumdrehen geändert werden kann, da Investitionen in der Landwirtschaft langfristig, teils für 30 Jahre getätigt werden. Es wurde noch Verbesserungspotential hinsichtlich der Durchsetzungskraft und Selbstorganisation der Landwirte in AbL (Arbeitskreis bäuerliche Landwirtschaft) und BdM (Bundesverband der Milchviehhalter) gesehen, denn der Bauernverband, so sagten es die Landwirte selbst, sei nur ein Sprachrohr der Düngewirtschaft und des Agrarhandels.
Hanso Janßen konnte sich den meisten Kritikpunkten voll anschließen und betonte, dass Veränderungen über Verbote sehr schwer durchsetzbar seien, aber mit gezielten Anreizen schon wichtige Akzente für eine bäuerlichere Landwirtschaft in Niedersachsen gesetzt würden. Für die grüne Landwirtschaftspolitik von Minister Christian Meyer waren an diesem Abend nur Lobesworte zu hören.