Noch nie seien so viele Gäste zum regelmäßig stattfindenden politischen Frühstück gekommen. Das zeige deutlich, dass es sich um ein sensibles Thema handele, begrüßte der Kreisverbandssprecher Oliver Kraemer die zahlreichen Gäste. Anlässlich des Gesetzentwurfs der schwarz-roten Bundesregierung zum Fracking hatte der grüne Kreisverband Lüneburg zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden, die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte, Petra Kruse-Runge, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag Lüneburg sowie Initiatorin des Bündnisses „Wir gegen Fracking“ und Christoph Braatz gaben einen Überblick zum Thema Fracking und der aktuellen Debatte in Berlin.
In der derzeitigen Debatte müsse darauf geachtet werden, was mit Fracking überhaupt gemeint sei, betonte Verlinden in ihrem Vortrag. Oftmals sei nur das Fracking im Schiefergas gemeint, jedoch nicht das Fracken von sogenanntem Tight-Gas unter 3000m. In Niedersachsen werde diese Methode am meisten angewandt und sei ohne nachvollziehbare Argumentation als sicher eingestuft worden. Darüber hinaus werde den Menschen vor Ort kaum Möglichkeit zur Partizipation gegeben. Problematisch sei auch der Flächenverbrauch zur Schaffung der für Fracking notwendigen Infrastruktur, sowie eine zweifelhafte Klimabilanz durch mögliche Methanentweichungen bei der Bohrung.
„Die Bundesregierung versucht uns zu täuschen, wenn sie sagt, es handle sich um ein ‚Fracking-Verbotspaket‘, denn Tight-Gas-Fracking und Probebohrungen im Schiefergestein sind weiter erlaubt“, erklärte Verlinden. „Dies könnte auch ein Einfallstor für TTIP werden“, mahnte Verlinden. Denn Konzerne könnten für den Verzicht auf das Fracking in Gebieten, für die sie bereits Aufsuchungserlaubnisse haben, Entschädigungszahlungen einklagen.“,
„Wir sehen in Fracking und auch den Erkundungsbohrungen einen fragwürdigen Versuch, noch den letzten Rest fossiler Energien aus der Erde zu quetschen. Lieber sollten wir schon jetzt stärker an Technologien für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz forschen und uns an dem Vorsorgeprinzip orientieren.“, so Verlinden weiter.
Auch die stellvertretende Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion Miriam Staudte äußerte ihre Bedenken gegenüber dieser Form der Erdgasgewinnung. „Wir haben gerade eine starke gesellschaftliche Mehrheit gegen Fracking, aber SPD-Wirtschaftsminister Olaf Lies ignoriert dies. Ich denke, er müsste klar sehen, dass Fracking nur ein Wirtschaftszweig ist und andere Wirtschaftszweige, die auf sauberes Wasser angewiesen sind, durch Fracking bedroht werden. Gerade bei uns in der Region, wo sich ein Cluster der Lebensmittelherstellung befindet, spielt das eine große Rolle.“
Dass aber auch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort etwas tun können, machte Petra Kruse-Runge deutlich. In vielen Regionen würden Bürgerinitiativen gegen Fracking ins Leben gerufen, die sich mit Akteuren vor Ort und anderen BIs vernetzen und die Sensibilisierung der Gesellschaft vorantreiben würde. „In Lüneburg könnte es noch viel deutlicher sein. Hier ist man zu vorsichtig, wo andere Kommunen gegen die Aufsuchungserlaubnisse klagen“, so Kruse-Runge.
Das Lüneburger Bündnis „Wir-gegen-Fracking“ veranstaltet aufgrund des geplanten Fracking-Gesetzes eine Podiumsdiskussion. Unter dem Titel „Fracking: Erlauben oder verbieten? Was bewirkt das neue Fracking-Gesetz?“ werden Bundes- und LandtagspolitikerInnen aus der Region am 20.02.2015 um 18:30 Uhr im Glockenhaus diskutieren. Mehr Infos auch unter www.wir-gegen-fracking.de