Knapp 30 junge Menschen kamen auf Einladung der Campus Grün-Gruppe Lüneburg zur Filmvorführung von „La Voz del Gualcuarque“. Der Film dokumentiert die systematische Kriminalisierung der indigenen Bevölkerung im Zusammenhang mit dem geplanten Wasserkraftwerk „Agua Zarca“ in Honduras. Auch die Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres kommt im Film zu Wort. Sie löste beim Publikum tiefe Betroffenheit und Tränen aus. Cáceres kämpfte zu Lebzeiten um die Rechte indigener Völker und den Umweltschutz. 2015 erhielt sie für Ihr Engagement den Goldman Environmental Prize und wurde daraufhin im März 2016 ermordet.
Im Anschluss an den Film eröffnete Berenike Bick von der Grünen Jugend Lüneburg die Diskussionsrunde. Die Campus Grün-Gruppe hatte als Referentinnen Andrea Lammers vom Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen und die Friedensdienstlerin Sophie Früchtenicht eingeladen. „Wer sich in Honduras für Menschenrechte und Mitbestimmung einsetzt, braucht unheimlich viel Mut. Wer in Deutschland auf eine Anti-Kohle-Demonstration geht, riskiert nicht sein Leben. In Honduras schon“, stellte Verlinden mit Respekt fest.
Die Referentin Andrea Lammers hatte die Nacht vor der Veranstaltung kaum ein Auge zu getan, weil Sie auf ein Lebenszeichen von ihren Kolleg*innen wartete, die um 1 Uhr nachts nach einer Reise zum besagten Wasserkraftwerk „Agua Zarca“ in der honduranischen Hauptstadt erwartet wurden. Sie forderte die Aufklärung des Mordes an Berta Cáceres, den ihr Bekannter als Augenzeuge nur überlebte, indem er sich tot stellte, nachdem er angeschossen worden war. Sophie Früchtenicht mahnte, die Zusammenhänge immer wieder kritisch zu hinterfragen – auch in Bezug auf deutsche Firmen, die an problematischen Projekten im Ausland beteiligt sind. Sie sprach von Beschattungen und Schikanen während ihres Besuchs in Honduras.
Julia Verlinden wies darauf hin, dass Menschenrechtsfragen auch im Zusammenhang mit nach Deutschland importierten fossilen Energierohstoffen ein Thema sind. Dass eine klimafreundliche, dezentrale und demokratische Energieversorgung in Deutschland demnach einen wichtigen Beitrag für eine verantwortungsvolle Energieaußenpolitik leistet. Und dass die Veränderungen auf dem deutschen Strommarkt durch die Bürgerenergiewende ein Vorbild sein können, wie die dezentralen Erneuerbaren Menschen auch im globalen Süden zügig mit Energie versorgen können, ohne beispielsweise große Infrastrukturen aufzubauen, die Natur und gesellschaftliche Strukturen beeinträchtigen. Zusammenfassend stand ein Plädoyer für dezentrale grüne Energie ohne Blutvergießen. Jedoch waren sich alle einig darin, dass der Weg dorthin ein steiniger bleibt.