Lebhafte Diskussion über Risiken und Nebenwirkungen der Erdgasförderung

29. August 2019
Heinrich von Hofe, Imke Byl, Sven-Christian Kindler und Julia Verlinden bei der Diskussionsveranstaltung in Dorfmark zu den Risiken der Erdgasförderung. Foto: Büro Kindler

Über die vielen Jahre der Erdgasförderung sind überall in der Region Probleme aufgetaucht, die die Menschen so nicht mehr hinnehmen wollen – bei der Verpressung von Lagerstättenwasser, beim Abfackeln des Gases, bei schlecht befestigten Bohrplätzen oder beim Fracking. Auch die immer noch ungeklärte Häufung von Krebsfällen in der Region Bothel/Hemslingen/Rotenburg in der Nähe vieler Gasförderplätze mache den Menschen Angst. So fasste der grüne Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler die Lage zu Beginn einer Diskussionsveranstaltung zusammen, zu der er gemeinsam mit seiner Kollegin Julia Verlinden nach Dorfmark geladen hatte. Letztlich zeige sich in den gefährlichen Nebenwirkungen eine viel zu schwache Regulierung der Erdgasförderung durch das Landesbergamt, dass sich auf veraltetes Bergrecht stütze, so Kindler.

Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, beantwortete in ihrem Vortrag die Frage, ob noch das letzte bisschen Erdgas aus der Region gebraucht werde, mit einem klaren „Nein!“. Da der CO2-Ausstoß bis 2050 auf fast null gesenkt werden müsse, müsse der Wärmesektor bei der Energiewende mit einbezogen und so der Erdgasverbrauch massiv gesenkt werden. „Wenn Deutschland seine eingegangen Verpflichtungen zum Klimaschutz erfüllen will, müssen wir uns rühren“, so Verlinden.

Ersetzt werden sollen Erdgas und Co durch erneuerbare Energien, Energieeinsparungen und mehr Energieeffizienz. Doch der Anteil der erneuerbaren Wärme stagniere seit Jahren bei etwa 14 Prozent. „Deshalb muss die Bundesregierung endlich aktiv werden und vor allem Subventionen für Öl- und Gasheizungen stoppen“, betonte Verlinden. Energetische Sanierung für Eigennutzer müsse steuerlich gefördert werden, ebenso wie ökologische Bau-und Dämmstoffe. Die Energiewende müsse endlich auch im Wärmebereich kommen.

Heinrich von Hofe und Wiebke Ehlers vom Aktionsbündnis gegen Gasbohren berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Erdgasunternehmen und dem Landesbergamt, seit vor einem Jahr das Vorhaben über die geplanten Bohrungen in Riepe, Oerbke, Kroge und Walsrode bekannt wurden. Über 30 Veranstaltungen hat das Bündnis seither organisiert und Gespräche mit den Landesministern Lies und Althusmann geführt. Es wurden über 12000 Unterschriften gegen die Bohrvorhaben gesammelt.

Die Sorgen der Betroffenen sind bis heute nicht ausgeräumt: die Angst vor gesundheitlichen Schäden durch die Gasförderung und die Sorge um eine Belastung des Grundwassers, das im Raum Fallingbostel auch von der heimischen Industrie in guter Qualität benötigt wird. Deshalb fordert das Bündnis nach wie vor ein Moratorium in der Erdgasförderung. „Nehmen Sie unser Anliegen mit nach Berlin“, plädierte von Hofe an die Abgeordneten. Denn wirksame Änderungen des Bergrechts müssten in Berlin beschlossen werden.

Die Eigentümer der betroffenen Flächen erhoffen sich Unterstützung von allen Parteien: gegen Fracking und gegen Bohrungen nach Erdgas in Wasserschutz- oder Wasservorranggebieten. Außerdem müsse das Landesbergamt stärker die Gesundheit der Menschen vor Ort im Auge haben. Es dürfe nicht sein, dass die Interessen der fördernden Firmen in Zeiten des Klimawandels immer Vorrang haben. Gestützt wurde diese Forderung auch vom Landtagsabgeordneten Detlev Schulz-Hendel. Er versprach sich auch im Niedersächsischen Landtag für ein Förder-Moratorium einzusetzen. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Emlichheim müsse die Landesregierung mehr tun, als sich auf die Angaben der Firmen zu verlassen.

Julia Verlinden und Sven-Christian Kindler versprachen die Unterschriften gegen die Gasbohrungen in den Ausschuss für Wirtschaft und Energie mit nach Berlin zu nehmen. „Der Druck der Bevölkerung gibt Rückenwind für Maßnahmen zum Klimaschutz und auch für Veränderungen im Bergrecht. Gemeinsam lassen sich Veränderungen erreichen“, so die beiden Abgeordneten.