Keine Abtreibungen mehr im Elbe-Jeetzel-Klinikum – Grüne Abgeordnete kritisieren Vorgehen

7. Februar 2017
Bundestagskuppel Vogelperspektive
©Claudio Schwarz/unsplash

Miriam Staudte, grüne Abgeordnete im niedersächsischen Landtag, und Dr. Julia Verlinden, grüne Abgeordnete im Bundestag, kritisieren die pauschale Ablehnung des Capio-Elbe-Jeetzel-Klinikums, künftig Abtreibungen vorzunehmen. "Der neue Chefarzt Börner verlangt von seinen Mitarbeitern und den betroffenen Frauen, dass sie seine persönliche Gewissenshaltung zum Maßstab machen. Er spricht ihnen damit die Fähigkeit ab, selbst eine informierte Entscheidung zu treffen. Wir halten das für falsch", so die Politikerinnen.

"Mädchen und Frauen brauchen Unterstützung und keine Bevormundung, um selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden zu können – gerade bei Themen wie Verhütung und Abtreibung", fordert Verlinden. Staudte fügt hinzu: "Die Einführung der Fristenlösung war ein Fortschritt für betroffene Frauen, weil sie ihnen nicht nur Selbstbestimmung ermöglicht, sondern auch vor illegalen, unsicheren Abtreibungen schützt. Es muss weiterhin sichergestellt sein, dass Frauen in der Region die Möglichkeit zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch in zumutbarer Entfernung offen steht."

Verlinden und Staudte betonen: "Wenn ein einzelner Arzt aus Gewissensgründen nicht an Abtreibungen mitwirken will, ist das zu respektieren. Wenn aber für eine ganze Einrichtung vorgegeben wird, dass dort keine solchen Eingriffe mehr vorgenommen werden dürfen, bedeutet das eine schlechtere Versorgung für die betroffenen Frauen", stellen Staudte und Verlinden fest.

"Keine Frau entscheidet sich leichtfertig für eine Abtreibung. Jede Frau ist verpflichtet, zuvor ein Beratungsgespräch wahrzunehmen. In diesen Beratungen werden auch die Fälle beraten, in denen schwangere Frauen gegen ihren Willen von Angehörigen zu einem Abbruch gedrängt werden. Solche Fälle werden aber nicht verhindert, indem man ihnen einen weiteren Weg aufzwingt", so Staudte. "Es ist etwas anderes, ob in Hamburg eine von vielen Kliniken keine Abtreibungen mehr anbietet oder ob das einzige klinische Angebot in einem Flächenlandkreis eingestellt wird", ergänzt Dr. Verlinden.

"Die Elbe-Jeetzel-Klinik ist zwar eine privatisierte Klinik, doch wer öffentliche Mittel in Millionenhöhe bekommen hat, sollte das gesamte Spektrum der medizinischen Leistungen anbieten, inklusive Schwang.rschaftsabbrüchen", fordern die beiden Politikerinnen.

Update (08.02.2017)

Aufgrund der zahlreichen Proteste hat die Konzernleitung inzwischen die Entscheidung des Chefarztes und des Verwaltungsdirektors der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik zurückgenommen. Es wird auch weiterhin Frauen ermöglicht, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.