Julia Verlinden besucht Vorbild-Biogasanlage Stoetze
16. Juni 2016Vor 11 Jahren haben 11 Bauern in Stoetze, an der Kreisgrenze von Uelzen und Lüchow-Dannenberg, gemeinschaftlich ihre erste Biogasanlage errichtet. Schon damals suchten die Schnapsbrennerei-Genossen nach einem neuen Standbein im Energiebereich, denn das Schnapsmonopol lief aus.
Aus der Standard-Biogasanlage mit 600 Kilowatt Leistung wurde bis heute die erste netzstabilisierende Biogasanlage Deutschlands. Ihre letzte Ausbaustufe ging im Mai diesen Jahres auf den Fundamenten der ehemaligen Brennerei in Betrieb. Jetzt steht eine maximale Leistung von 1,8 Megawatt zur Stromproduktion zur Verfügung, die bedarfsgerecht genutzt werden kann, wenn die Stromnachfrage steigt.
Im Jahresdurchschnitt verbraucht die Anlage kaum mehr nachwachsende Rohstoffe, aber sie kann ihre Primärreserveleistung innerhalb von 30 Sekunden dem Bedarf im Netz anpassen. Darüber hinaus stellt sie so genannte Blindleistung zur Verfügung, die zur Netzstabilisierung dient. Dabei arbeiten die engagierten Landwirte um Michael Borgard mit dem Stromvermarkter „Energy2market“ zusammen, der ihren Strom an der Börse in Leipzig gemeinsam mit dem Strom aus anderen erneuerbaren Energieprojekten vermarktet.
Wie Bürgermeister Heinz Schulz in seinem Grußwort anerkennend bemerkt, tragen die Landwirte mit ihrem Biogasprojekt erfolgreich zum Wohl der Gemeinde Stoetze bei, die dank der Gewerbesteuereinnahmen in die schwarzen Zahlen gekommen ist. Jetzt wird sogar ein neues Gemeindezentrum geplant.
In ihrer Festrede vor fachkundigem Publikum sowie Anwohnerinnen und Anwohnern aus der Umgebung ging die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden zuerst auf die von Wirtschaftsminister Gabriel beschworenen Netzengpässe ein, wegen derer die Erneuerbaren Energien angeblich gedrosselt werden müssten. „Nicht die Erneuerbaren Energien, sondern die alten Kohle- und Atomkraftwerke verstopfen die Netze. Es wird viel mehr Strom in Deutschland hergestellt, als verbraucht wird. Und statt zuerst die ältesten Kohlemeiler vom Netz zu nehmen und damit dem Klimaschutz zu helfen, sollen nun die sauberen Energien ausgebremst werden“, beschwert sich Julia Verlinden.
Die erneute Deckelung der Erneuerbaren durch eine Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) soll noch vor der Sommerpause vom Parlament verabschiedet werden. Die Pläne der Regierung treffen besonders die Biogasbranche und die Windenergie an Land. Julia Verlinden forderte daher die über hundert Besucherinnen und Besucher auf, die verbleibenden Wochen zu nutzen und insbesondere die Bundestagsabgeordneten von SPD und Union zu überzeugen, damit die erfolgreiche Energiewende von unten nicht abgewürgt wird.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland will, dass die Erneuerbaren Energien noch stärker ausgebaut werden. Nach einer aktuellen Umfrage von EMNID will selbst die große Mehrheit der eigenen Anhänger der Großen Koalition den Kohleausstieg. Bei der SPD sind es 74 Prozent, bei der CDU/CSU sogar 80 Prozent.
„Diese Bioenergieanlage hier in Stoetze ist vorbildlich. Sie bringt nicht nur regionale Wertschöpfung, sondern mit ihrer flexiblen Betriebsweise genau dass, was wir im Konzert der Erneuerbaren Energien brauchen. Die Bioenergie zeigt damit sehr deutlich den Wert, den sie als Ergänzungsbaustein von Wind- und Solarenergie hat“, lobt Verlinden.