Über Herausforderungen der Bio-Lebensmittelbranche, politische Rahmenbedingungen für betriebliche Energiewende-Maßnahmen und die Sorgen der Getränkewirtschaft im Zusammenhang mit Erdgasbohrungen und Fracking informierte sich Julia Verlinden bei ihrem Besuch bei der Firma Voelkel. Das Aufsuchungsfeld Prezelle reicht bis an den Höhbeck heran und Grundwasser bzw. Quellwasser ist neben dem ökologisch angebauten Obst und Gemüse das wichtigste Gut, mit dem die Traditionsfirma seit 80 Jahren arbeitet.
Boris Voelkel begrüßte neben der Grünen Bundestagsabgeordneten Julia Verlinden auch den Grünen Ratsherrn und stellvertretenden Bürgermeister von Höhbeck, Matthias Gallei. Bei dem Besuch ebenfalls dabei waren Grita Voelkel, die den Höhbeck-Rat seit der Kommunalwahl ebenfalls für die Grünen verstärkt und der Voelkel-Auszubildende Torben Mävers, der im Rat der Stadt Lüchow und bei der Grünen Jugend aktiv ist.
Bei einer Führung durch die Produktionsanlagen und Lagerhallen wurden die Produktvielfalt und die Qualitätsstandards gezeigt. Auch geplante oder umgesetzte Energiesparmaßnahmen, wie z.B. Wärmerückgewinnung in der Produktion, oder der Einsatz von Photovoltaik auf dem Firmendach waren Thema. Dazu Julia Verlinden: „Zu Zeiten niedriger Energiepreise rechnen sich viele Energiesparmaßnahmen leider nur sehr langfristig. Das sähe anders aus, wenn die Folge-Kosten der fossilen Energieträger eingepreist würden und nicht auf die nachfolgenden Generationen abgeschoben werden. Dann wären z.B. Erdöl und Erdgas teurer und Investitionen in Erneuerbare und Energieeffizienz würden attraktiver.“ Das Unternehmen versucht besonders beim ökologischen Gemüsebau immer mehr Produkte für die Saftherstellung aus der nächsten Umgebung einzukaufen. Dabei wird viel Wert auf verlässliche und langfristige Beziehungen gelegt, die den ökologischen Landbau fördern.
Firmenchef Stefan Voelkel, der Verlindens Besuch nutzte, um seine Forderungen an die Politik deutlich zu machen, schlug ein Förderprogramm für kleine, selbständige Bioläden vor, die beim Generationenwechsel unterstützt werden müssten. Diese kleinen Fachgeschäfte können sich oft nur schwer gegen Bio-Produkte aus dem Supermarkt behaupten, obwohl sie eine bessere Beratung und ein ökologischeres Sortiment anbieten. Die wichtigste Rolle spielten aber nach wie vor die Verbraucher, die in Deutschland erst 7 Prozent Öko-Lebensmittel einkaufen, während es in Dänemark bereits 18 Prozent seien. Bezugnehmend auf die Wahlen auf politischer Ebene meinte Voelkel abschließend: „ Da wo ich einkaufe, da wähle ich jeden Tag!“
Im anschließende Gespräch stellte sich heraus, das Boris Voelkel sich zurzeit besonders darum sorgt, dass es auf europäischer Ebene zu einer Verschlechterung der Öko-Standards für Lebensmittel kommt. Die Auflagen würden für kleine Betriebe immer aufwendiger, während die ökologisch fragwürdige Betriebsweise von Großbetrieben keine Rolle spiele und immer weiter in Richtung einer industriellen Landwirtschaft wandere. Bezüglich des Klimawandels sieht Boris Voelkel den biologisch dynamischen Landbau besser vorbereitet, als die konventionelle Landwirtschaft, da ein lebendiger und tief durchwurzelter Boden die Wetterextreme besser verkrafte. Der Vietzer Ratsherr Matthias Gallei stellte fest, dass das Höhbeck Trinkwasser gut ist, aber selbst hier erste Nitrateinträge festgestellt wurden und wie wichtig es ist für alle Kunden und die Firma Voelkel, dass Trinkwasser sowohl von Rückständen aus der Landwirtschaft, als auch von Auswirkungen der Rohstoffförderung frei zu halten. Deswegen hatten sich auch die Wirtschaftsverbände, die von sauberem Wasser abhängen (insbesondere die Lebensmittelwirtschaft) damals gegen den Gesetzentwurf der Bundesregierung gestellt, der Fracking zulässt. Die Grüne Bundestagsfraktion hatte ein Fracking-Verbot gefordert.
Julia Verlinden, als hiesige Grüne Bundestagsabgeordnete und energiepolitischer Sprecherin ihrer Fraktion, war beeindruckt von der ökologischen Denkweise und Produktionsweise, die sich über 80 Jahre in diesem Traditionsunternehmen erhalten hat. „ Die Firma Voelkel stellt sich den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit in einer Weise, die mich sehr beeindruckt! Dass sie dabei auch so erfolgreich sind und in der Region 200 Arbeitsplätze geschaffen haben, dazu kann ich sie nur beglückwünschen.“