Energiedialog „Fracking in Niedersachsen und Erdgasbohrungen rund um Gorleben”

6. Mai 2014
Vortrag und Diskussion von und mit MdB Dr. Julia Verlinden (links im Bild) zusammen mit Miriam Staudte (MdL), Dieter Schaarschmidt und Markus Schöning

Am 29. April hat die Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden alle Interessierten nach Gartow eingeladen, um über das Thema Fracking in Niedersachsen zu informieren und zu diskutieren. Referent_innen waren Miriam Staudte (MdL), Dieter Schaarschmidt, Markus Schöning sowie Dr. Julia Verlinden selber.

30 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um sich zu informieren. Julia Verlinden gab einen einführenden Überblick über die wesentlichen Aspekte des Frackings, seine Methodik, die unterschiedlichen Gasvorkommen und die Gefahren und Risiken, die mit der Förderung verbunden sind.

Daran anknüpfend stieg Miriam Staudte tiefer ins Thema ein mit der Fokussierung auf das Bundesland Niedersachsen. Dieses habe einen prozentualen Anteil an der deutschen Gasfördermenge von ca. 94%, zusätzlich nehme die Gasabhängigkeit durch den Einbau von Gasheizungen in Neubauten zu. Die Auseinandersetzung wird also gerade in Niedersachsen akut. Als eine Hürde zum Handeln stellte sich hier die Tatsache heraus, dass ein Verbot von Fracking nur auf Bundesebene möglich ist. Daher gibt es auf niedersächsischer Landesebene bereits Bestrebungen “Notwehrmaßnahmen” zu ergreifen um Einschränkungen der Bohrunternehmen zu erwirken. Solche Maßnahmen seien beispielsweise die UVP-Pflicht, seismographisches Monitoring oder zu stellende Anforderungen für den Umgang mit dem “Flow-Back”. Ein Erlass-Entwurf der Landesregierung hierzu befindet sich bereits im Prozess. Staudte sieht allerdings noch erheblichen Verschärfungsbedarf bei dem Erlassentwurf. Fracking sei egal in welchem Gesteinsvorkommen umweltgefährdend. Oftmals beschränkt sich die Diskussion um Fracking nur auf die von den Erdgas-Firmen geplante Förderung von Schiefergas. Doch in der Vergangenheit  wurde auch bei der Erdgasförderung in Sandstein (Tightgas) gefrackt. Der Einsatz der Methode ist in allen Fällen riskant.

Auch auf kommunaler Ebene in den Gemeinderäten könne  man einiges bewegen meinte Markus Schöning. Er verwies auf den Antrag seiner Ratsfraktion an den Rat der Stadt Wustrow, indem ein Verbot von Fracking auf städtischem Gebiet beantragt wurde. Dieser Resolutionstext kann für Mitglieder anderer Gemeinderäte, die einen ähnlichen Antrag in ihre Räte einbringen wollen, auch auf der Ratsfraktionsseite der „Bunte Fraktion Wustrow“ heruntergeladen werden.

Zum Schluss beschrieb Dieter Schaarschmidt die bis heute unauffindbare Vereinbarung von 1976, die ein Verbot der Erdgassuche und Förderung für das Konzessionsgebiet Gorleben enthält.
Dies gilt bis heute zu Gunsten einer vorrangigen Atommüll-Endlagersuche, obwohl sonst immer die Rohstoffsuche Vorrang genießt.

Brisanz gewänne das Thema nun durch den gestellten Antrag des Kreistags Lüchow-Dannenberg an das Land Niedersachsen, die alte Verbotsvereinbarung aufzuheben, was mit weitreichenden Konsequenzen verbunden wäre.

In der anschließenden sehr intensiven Diskussion, die auch während der Vorträge bereits aufgekommen ist, ist die Skepsis bis Ablehnung dieser Gasfördermethode deutlich zu Tage getreten. Die wesentlichen Punkte der Bürger_innen wie auch der Referent_innen waren hierbei, dass ein Festhalten an der Frackingmethode nicht nur eine massive Gefahr für das Grundwasser bedeutet, sondern auch den Ausbau erneuerbarer Energien verzögert, da es die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verlängert und dabei kaum eine Erhöhung der Versorgungssicherheit bietet. Im Publikum wurde immer wieder auf die Assoziation mit der Atommüllproblematik  hingewiesen, da das Fracking nur eine neue Entsorgungsproblematik aufwerfe (Flow-Back). Die Erfahrungen, die man mit diesem Thema gemacht habe,  müssten nun in der Politik berücksichtigt werden.  Julia Verlinden plädierte in diesem Zusammenhang für das Vorsorgeprinzip, welches einen tragenden Grundsatz in der Umwelt- wie auch Gesundheitspolitik darstellt und verwies auf den alternativen Weg der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz aber auch der notwendigen Energieeinsparung.