Mobilität im ländlichen Raum ist Daseinsfürsorge

27. September 2018
Am Haltepunkt Leitstade mit der Initiative Pro Leitstade

Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, und die hiesige Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden haben gemeinsam Möglichkeiten zur Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs im Wendland erkundet. Auf ihrer verkehrspolitischen Tour besuchten die beiden Lüneburger die Initiative Pro Leitstade zur Rettung des von Schließung bedrohten Haltepunkts Leitstade, das Bürgermobil vom ZernienMobil e.V., die Firmenzentrale von der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn und Irro Busunternehmen sowie den Elektro-Mobil und Pedelec-Verleih im Dannenberger Ostbahnhof.

Schulz-Hendel erklärte beim Pressegespräch im Ostbahnhof: „Es ist der völlig falsche Weg, den Bahnhof Leitstade zu schließen, während das Land Niedersachsen gleichzeitig an anderer Stelle versucht, stillgelegte Strecken und Haltepunkte wieder zu aktivieren. Als Beirat in der Landesnahverkehrsgesellschaft werde ich versuchen, Leitstade noch zu retten. Sowohl touristisch als auch für die Anwohner gibt es für diesen Waldbahnhof keine Alternative im ÖPNV.“

Was die Busverkehre angeht, sieht Schulz-Hendel in der Umstellung auf ein sparsames und flächendeckendes Rufbussystem einen Schritt in die richtige Richtung. Wenn jedoch wie im Klimaschutz Masterplan vorgesehen die Nutzungsraten deutlich erhöht werden sollen, sei dafür Unterstützung von Bund und Land notwendig. So lange die Preise zu teuer sind, wird der Umstieg auf den Bus nicht angereizt, meint Schulz-Hendel.

Wie erfolgreich eine Preissenkung wirken kann, hat die Aufnahme der Bahnstrecke nach Lüneburg in den Verkehrsverbund HVV gezeigt. Dort wurden die Benutzerzahlen mehr als verdoppelt. „Im Rahmen der Daseinsfürsorge muss für gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land gesorgt werden. Da sind Bund und Land in der Pflicht. Öffentlicher Nahverkehr kann im ländlichen Raum nicht kostendeckend betrieben werden und kann deshalb keine freiwillige Leistung sein“, ist Schulz-Hendel überzeugt.

Julia Verlinden war beeindruckt, wie viel ehrenamtliches Engagement in der Region zur Ergänzung und Verbesserung der Mobilität vorhanden ist. Im Gespräch mit Zerniens Bürgermeister Heinz Schulz und den Initiatoren vom Verein ZernienMobil e.V. wurde schnell deutlich, dass das vorbildliche Engagement der Zerniener allerdings auch von staatlicher Bürokratie eingeschränkt wird. Verlinden will der Sache nachgehen.

Auch die Mitfahrbänke in den Gemeinden bezeichnet Verlinden als hervorragende Ergänzung für den ÖPNV. Diese Angebote könnten den ÖPNV aber nicht ersetzen. Verlinden fordert daher: „Die Landesnahverkehrsgesellschaft braucht einen besseren Blick für den strukturschwachen ländlichen Raum. Auch die vollen Bundeskassen sollten mit dafür genutzt werden, die ländliche Mobilität als Daseinsvorsorge zu fördern.“

Die vorbildlichen Angebote für E-Mobilität zum Mieten am Ostbahnhof Dannenberg reizten die Abgeordneten sofort zum Ausprobieren. Wenn die geplante Mobilitätszentrale hier im Ostbahnhof untergebracht würde, und an allen Wochentagen besetzt werde, könnten die E-Mobile und Pedelecs auch am Wochenende verliehen werden, so Verlinden.