Leckeres Essen und bittere Wahrheiten mit Toni Hofreiter

19. August 2017
Passend zur Lesung: vegetarisches Buffet mit vielen essbaren Blüten. Foto: Team Verlinden/Dieter Schaarschmidt

Das kam gut an! Erst ein leckeres vegetarisches Buffet von der Blüten-Köchin Eike Schirge und dann eine Lesung von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter aus seinem Buch „Fleischfabrik Deutschland“. Fast hundert Menschen waren der Einladung vom Kreisverband der Wendland-Grünen in den Rosenhof nach Göttien gefolgt.

Beeindruckend war, wie authentisch Hofreiter schon bei seiner Einführung davon sprach, wie er zu diesem Buch gekommen ist. Als studierter Biologe hat er sich längere Zeit in Südamerika aufgehalten und in Brasilien hautnah erlebt, wie Kleinbauern von ihren Ländereien und aus ihren Dörfern vertrieben wurden, um dort Platz zu schaffen für den Anbau gentechnisch manipulierter Sojapflanzen. Seine Überzeugung, die Fleischmassen, die in Deutschland produziert werden, lassen sich niemals mit heimischen Futtermitteln allein erzeugen. Und dann werden weniger begehrte Fleischteile wiederum mit Exportsubventionen gefördert nach Afrika exportiert und rauben den dortigen Kleinbauern ihre Existenzgrundlage, weil das Fleisch dort billiger auf die Märkte kommt, als es lokal erzeugt werden kann.

Hofreiter kämpft daher für eine grundlegende Agrarwende und fordert auch alle Verbraucher auf, ihren Teil dazu beizutragen, denn als auch Wählerinnen und Wähler hätten sie eine wichtige Stimme. Beispielsweise dazu beizutragen, dass die Politik endlich eine einfache und eindeutige Kennzeichnungspflicht für Herkunft und Herstellungsart aller Lebensmittel umsetzt, für verarbeitete Produkte – eine zentrale Forderung der Grünen. Sonst können Verbraucher gar keine bewusste Wahl treffen, weil ihnen mit wohlklingenden Produktnamen wie „Bauerngold“ eine bäuerliche Erzeugung vorgetäuscht wird.

Miriam Staudte berichtete aus dem Landtag, welche Maßnahmen auf Landesebene von Landwirtschaftsminister Meyer bereits erfolgreich für eine nachhaltigere Landwirtschaftspolitik umgesetzt worden sind – beispielsweise für mehr Tierschutz, stabilere Milchpreise, weniger Antibiotikaeinsatz und mehr Blühstreifen. Es sei aber noch ein langer Weg und dieser sei besonders steinig, solange auf Bundesebene ein CSU-Minister notwendige Reformen blockiere.

Julia Verlinden, die grüne Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl in Niedersachsen, unterstrich noch einmal die Bedeutung der Agrarwende für die Artenvielfalt. Denn die Ackergifte vernichten nicht nur die gewünschten „Unkräuter“ und „Schädlinge“, sondern vor allem auch viele andere Kräuter und Insekten, von denen die Bienen und Hummeln für die Bestäubung wichtig seien. Wenn sie verschwinden, dann dezimiert dies auch die Vogelwelt und andere Lebewesen.

Auf die Publikumsfrage von Stefan Voelkel, wie es sein könne, dass die Grünen bei der Wichtigkeit all dieser Themen in den aktuellen Umfragen derzeit nicht über die 10% hinaus kommen, antwortete eine Frau aus dem Publikum, dass wir es hier mit sehr unbequemen Wahrheiten zu tun haben, die kaum jemand an sich herankommen lasse. Ein echter Politikwechsel sei halt nicht immer bequem – aber dass er auf Bundesebene dringend notwendig sei, daran ließ der Abend mit Toni Hofreiter, Julia Verlinden, Miriam Staudte sowie den Wendlandgrünen keinen Zweifel.