Komm-Treff diskutiert kritisch über Kriterien zur Standortauswahl für Atommüll

8. Dezember 2015
Als Referent berichtete Dr. Michael Mehnert über die Arbeit der Kommission im Bereich der Kriterien, Foto: D. Schaarschmidt

Auf Einladung der grünen Bundestagsabgeordneten Julia Verlinden und ihrer Landtagskollegin Miriam Staudte referierte am Sonnabend Dr. Michael Mehnert über die Atommüll-Kommissionsarbeit im Bereich der Kriterien.

Mehnert war zehn Jahre Mitarbeiter des Bundesamtes für Strahlenschutz und ist jetzt als regelmäßiger Beobachter bei den Kommissions- und Arbeitsgruppensitzungen in Berlin dabei. Er steckt daher sehr gut in der Thematik der „neuen Endlagersuche“ und unterhält die Webseite www.endlagerdialog.de.

Mehnert bedauert, dass in der Arbeitsgruppe Kriterien, der eine besonders große Bedeutung zukommt, da hier die Anforderungen für die neue Endlagersuche festgelegt werden, leider keine Vertreter der Umweltverbände vertreten sind. Weil es zu diesem Thema bisher keine Vorgaben im „Standortauswahlgesetz“ gibt, würden die Ergebnisse der AG von der Kommission voraussichtlich übernommen und schließlich mehrheitlich durch den Bundestag gewunken. Es sei nicht zu erwarten, dass die dort erarbeiteten Ergebnisse noch von irgendeinem Gremium in Frage gestellt werden.

Nach Mehnerts Ansicht ist dabei tragisch, dass in der Arbeitsgruppe kaum wissenschaftlich kontrovers diskutiert wird und man sich zu sehr an den Arbeitsergebnissen des früheren AK-End von 2002 orientiert und dessen Mängel mit übernimmt.

So hatte der AK-End einen politischen Kompromiss erarbeitet, indem die Bedeutung eines intakten und wasserundurchlässigen Deckgebirges damals minimiert wurde, damit wäre Gorleben nicht geologisch ausgeschlossen. Obwohl es sich aktuell um einen Neuanfang bei der Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien handeln soll, werde dieser Fehler aber übernommen.

Für Mehnert ist nicht nachvollziehbar, warum ein Endlagerwirtsgestein mit einer zusätzlichen geologischen Barriere nicht besser sein soll, als eines ohne. Und dass es selbst im Bereich der bisher favorisierten Salzstöcke, keine Not gibt, auf eine Barriere aus Ton zu verzichten, zeige die Salzstudie von 1995, in der es genügend Salzstöcke mit einer Tonabdeckung gäbe.

Die immer wieder hoch gehaltene Sicherheit über eine Millionen Jahre stelle auch nur eine rechnerische Scheinsicherheit dar, weil gleichzeitig betont wird, dass für die „Konstanz der hydrogeologischen Verhältnisse“ höchstens 10.000 Jahre angenommen werden können.

Ein Grund mehr für Miriam Staudte, wenigstens für die ersten 10.000-15.000 Jahre, in denen der Atommüll noch besonders heiß und strahlungsaktiv ist, ein wasserundurchlässiges Deckgebirge zur Grundvoraussetzung zu machen. Die Darstellung in der letzten Kommissionssitzung in Berlin, dass wegen des Nachweiszeitraums von einer Million Jahre bei den Sicherheitsanforderungen, nur Kriterien berücksichtigt werden dürfen, die auch in einer Million Jahre noch Sicherheit gewährleisten, sei absurd.

Mehnert findet, es sollten auch Lagerstätten unter flachen Salzbetten untersucht werden und besonders auch Kombinationen von verschiedenen Gesteinen, wie Ton und Salz, Ton und Kristallin etc. in Betracht gezogen werden. Doch dazu wird es wohl nicht mehr kommen, denn schon bei der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe Kriterien am 17.12. sollen die geowissenschaftlichen Kriterien, die die AG dann der Kommission empfiehlt, festgeklopft werden.

Julia Verlinden, stellvertretendes Kommissionsmitglied, mahnt daher: „Es dürfen bei der Standortauswahl für Atommüll nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Erst müssen die drei besten Tonlagerstätten ermittelt werden, ebenso die besten drei Salzformationen und die besten Kristallin-Formationen, um dann die geologisch sicherste Gesteinsformation auszuwählen!“