Kohlekraftwerke – Ursache oder Lösung für Klimakrise?

4. August 2017

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kohlekraft in Zeiten der Energiewende – Wohin soll’s gehen?" hatte das Öko?-logisch!-Referat des AStAs der Universität Lüneburg am 02.08.2017 zu einer kontroversen Podiumsdiskussion eingeladen. Es diskutierten die Lüneburger Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden mit dem Vorstandsvorsitzendem der Pro Lausitzer Braunkohle e.V. Wolfgang Rupieper und Janna Aljets der Anti-Braunkohle-Bewegung „Ende-Gelände“.

Konsens herrschte auf dem Podium hinsichtlich der generellen Notwendigkeit, CO2-Emissionen von Kohleverstromung effektiver als bisher zu senken.

Die Akteure waren aber unterschiedlicher Meinungen bezüglich der zukünftigen Rolle der Kohle. Während die Vertreterin von „Ende-Gelände“ alle Kohlekraftwerke sofort stillgelegt sehen möchte, warb Rupieper insbesondere für die Nutzung und den Export von CCS-Technologie, um Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, er argumentierte mit der Vision der „sauberen Braunkohle“ und dem „heimischen Rohstoff“. Frau Dr. Verlinden argumentierte dagegen, dass ein Kohleausstieg jetzt sofort angegangen werden muss, damit Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen einhält die Erderwärmung möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das grüne Konzept sieht dabei neben einer höheren Bepreisung von klimaschädlichem CO2 auch vor, dass die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerksblöcke sofort abgeschaltet werden, damit die kurz- und langfristigen Klimaziele erreicht werden. Auch strengere Grenzwerte hinsichtlich der Luftschadstoffen von Kohlekraftwerken und einen begleiteten Strukturwandel für die betroffenen Braunkohle-Regionen in Deutschland fordern die Grünen.

Dissens herrschte außerdem in der Geschwindigkeit der Energiewende. Raupieper argumentierte, dass Erneuerbare Energien erst nach der Errichtung neuer Stromnetze ausgebaut werden sollten. Frau Dr. Verlinden entgegnete, dass gerade alte Atom- und Kohlekraftwerke die bisherigen Netze verstopfen. Diese sollten zu windreichen Zeiten stärker runtergeregelt und grundsätzlich perspektivisch abgeschaltet werden, sodass Erneuerbarer Strom wirklich Vorrang hat und besser transportiert werden kann.​

Janna Aljets von Ende Gelände verwies auf die Notwendigkeit, als Aktivisten Ende August in rheinischen Braunkohle-Revier durch zivilen Ungehorsam auf die Dringlichkeit der Klimakrise hinzuweisen und so auf die politischen Entscheidungen Einfluss zu nehmen, auch stellvertretend für diejenigen Menschen, die unter den dramatischen Veränderungen des Weltklimas zu leiden haben – in anderen Teile der Welt oder die zukünftigen Generationen.

So verlief die Diskussion stets lebhaft und bot den Zuhörer*innen und Mitdiskutierenden einen spannenden Abend.