Grüne kritisieren Verkauf des Wilhelmshavener Kohlekraftwerks an US-Finanzinvestor
2. Mai 2019Der Verkauf des Engie-Kohlekraftwerkes an den US-amerikanischen Finanzinvestor Riverstone Holdings könnte langfristig sowohl teuer als auch gefährlich sein, befürchten Grüne in Wilhelmshaven und Berlin. Riverstone investiert in der Regel für nur einige Jahre und erwartet hohe Rendite – einige Riverstone Fonds haben in der Vergangenheit über 70 Prozent Gewinn im Jahr gemacht.
„Für Wilhelmshaven könnte der Verkauf zwei Dinge bedeuten: Zum einen zeigen ihre vielen Beteiligungen in Fracking-Firmen in den USA, Kanada und Großbritannien, dass Riverstone kein Interesse an Umwelt oder Klimaschutz haben kann. Zum anderen könnte der Druck, schnell eine Rendite zu erzielen, bedeuten, dass an Sicherheit und Umweltschutz gespart wird“, erklärt Vorstandsmitglied Alex von Fintel.
„Wer 2019 noch in fossile Infrastruktur in Deutschland investiert – ob Kohle oder Erdgas – spekuliert auf weiterhin zahnlosen Klimaschutz à la Große Koalition. Der heraufziehende Dürresommer mahnt aber, dass wir jetzt alles in die Erneuerbaren Energien und den Klimaschutz werfen müssen. Nicht in fossile Kraftwerke, die bereits bei ihrer Eröffnung aus der Zeit gefallen waren“, so Julia Verlinden MdB, energiepolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag.
Riverstone ist in Deutschland bisher nicht tätig und hatte bisher außer in Großbritannien kaum Erfahrung in der EU. Die Kontrollbehörden sollten sehr genau hinschauen, dass Sicherheits- und Umweltstandards eingehalten werden. Denn laut der Webseite der Firma ist ihr Ziel, den Kaufpreis einer Akquisition in der Regel innerhalb von zwei Jahren zu erwirtschaften. Dass dies in Wilhelmshaven ohne große Einsparungen auch annähend zu schaffen wäre, darf bezweifelt werden.
Ein weiteres Problem könnte kommen, wenn der Kohleausstieg beschlossen wird. Ein amerikanischer Finanzinvestor mit keinen anderen Interessen in Deutschland dürfte wenig Interesse daran haben, ohne Widerstand ein funktionsfähiges Kohlekraftwerk zu schließen und wird den Weg zu den Gerichten nicht scheuen. Die Entschädigung könnte am Ende deutlich höher ausfallen, als es bei einer Firma mit ausgedehnten Interessen im deutschen Markt der Fall gewesen wäre.