Grüne Energiewende im Weserbergland 

22. August 2016
Julia Verlinden zu Besuch bei den Grünen in Holzminden.

Am Dienstag den 9. August veranstaltete der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen Holzminden eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema „Energiewende im Weserbergland“. Hauptrednerin des Abends war die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden, welche auch Sprecherin für Energiepolitik der grünen Bundestagsfraktion ist. Die Referentin erläuterte zu Beginn ihres Vortrages die negativen Effekte, welche der Klimawandel mit sich bringt. Durch die steigenden Temperaturen schmelzen die Polkappen weiter ab, was dazu führt das zum Ende des Jahrhunderts der Meeresspiegel in einer Spanne von 26 bis 82 cm ansteigen wird. Für Küstenstädte wie New York oder Amsterdam ist dies ein existenzbedrohendes Szenario. In Bangladesch würden weite Landesteile schlichtweg im Meer versinken und Millionen von Menschen zu Klimaflüchtlingen. Auf der anderen Seite breiten sich Wüsten immer weiter aus und extreme Wetterereignisse nehmen rasant zu. Allein für Deutschland prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung einen volkswirtschaftlichen Schaden von 800 Mrd. Euro bzw. 10.000 Euro je Bundesbürger bis zum Jahr 2050. 

Julia Verlinden machte darauf aufmerksam, dass wir Deutschen mit die größten Emittenten von Kohlendioxid weltweit sind. Sie räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass Deutschland ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist, wie man es häufig in den Medien hört. Eher das Gegenteil ist der Fakt. Im weiteren Verlauf ging die Referentin auf die Notwendigkeit ein, dass die CO2-Emissionen unverzüglich reduziert werden müssen, damit das 1,5 Grad-Grenze nicht verfehlt wird. Dieses wurde im letzten Jahr in den Pariser Beschlüssen vereinbart wurde. Sie hob des Weiteren hervor, dass die Novellierung des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) wie es von CDU und SPD beschlossen wurde, die Energiewende komplett einbremst. Durch Fehlanreize wird es dazu kommen, dass alte Kohlekraftwerke auch weiterhin am Netz bleiben werden, mit all den negativen Effekten, die diese mit sich bringen. Durch die Deckelung des Zubaus neuer Anlagen wie auch aufgrund der Tatsache, dass eine wirksame Energiewende-Politik für den Wärmebereich fehlt, offenbart die derzeitige Bundesregierung, dass sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Im Gegenzug skizzierte die Rednerin das Szenario einer 100 % erneuerbaren Stromversorgung und wie diese erreicht werden kann. Dieses Konzept ist im Internet unter http://gruenlink.de/17ya zu finden. 

Julia Verlinden betonte, dass die Bürgerinnen und Bürger sich auf kommunaler Ebene nicht von diesen sich verschlechternden Rahmenbedingungen entmutigen lassen sollten. Der Großteil der installierten Leitung zur Stromerzeugung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen ist dezentral in Bürgerhand während sich die großen vier Energieversorger nur im geringen Umfang an der Energiewende beteiligen. Diese halten weiterhin acht Atomkraftwerke in Betrieb und setzen weiterhin in große zentrale Kohlekraftwerke. Die Referentin empfahl, für den Fall dass die Strom- und Gaserzeugung noch in öffentlicher Hand sind, dass die kommunalen Anbieter auch Öko-Strom und z.B. Windgas-Angebote mit ins Programm aufnehmen bzw. auch aktiv in Erneuerbare-Energien-Anlagen investieren. Um die Bürger stärker einzubinden und wäre auch an die Bereitstellung kommunaler Dachflächen für Bürger-Solarparks zu denken. Ein weiterer Punkt ist die energetische Sanierung kommunaler Gebäude wie Schulen oder Verwaltungen. Allein hierin liegen noch riesige Energieeinsparpotentiale. 

Der Moderator und grüne Kreistagsabgeordnete Christian Meyer nahm diesen letzten Vorschlag auf, um auf den zweiten Redner des Abends Herrn Dipl.-Ing. Tobias Timm dem Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Weserbergland überzuleiten. Er freute sich, dass sich der Landkreis zur Modellkommune für den Klimaschutz entwickle, welches auch durch diverse Projekte honoriert werden. Er erinnerte an den Beitritt des Landkreises zum Kommunalen Klimabündnis, den Nullenergie-Kindergarten in Holzminden, die Übernahme des Stromnetzes in Holzminden durch die Stadtwerke und an vielfältigen Anstrengungen für Energiesparen durch Handwerk, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern. Besonders stolz ist er auf die Beteiligung des Landkreises Holzminden an der Klimaschutzagentur Weserbergland, die auch Beratung im Kreis Holzminden anbietet. Der Beitritt zu dieser wichtigen Institution wurde vom Kreistag mit rot-grüner Mehrheit beschlossen. Die Klimaschutzagentur berät auf neutraler Basis und unentgeltlich Privathaushalte wie auch Unternehmen und Kommunen, wie sie Energie sparen können. So gibt es seit 2015 die Kommunikations- und Beratungskampagne „Mach Dein Haus fit!“. Zielgruppe dieser Kampagne sind Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern. 75 % aller unterstützten Interessenten investierten in der Folge in energiesparende Maßnahmen bzw. in Erneuerbare-Energien-Anlagen. Aktuell wird die Beratung der Kommunen weiter vorangetrieben. Herr Timm nannte hier exemplarisch die energetische Sanierung von Frei- und Hallenbädern als Tätigkeitsfeld. 

In der abschließen Diskussion- und Fragerunde hoben der Moderator Christian Meyer wie auch Julia Verlinden hervor, dass der Landkreis Holzminden zusammen mit den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Schaumburg zur Masterplan-Kommune in Sachen Klimaschutz erklärt wurde. Damit fließen 775.000 Euro Fördermittel für den Klimaschutz in die Region. Das Landkreis-Bündnis zählt somit künftig bundesweit zu den lediglich 22 ausgesuchten Kommunen, die in Sachen „CO2-Neutralität und Energiesparkurs“ eine Vorreiterrolle einnehmen und diese zukünftig weiter ausbauen wollen. Die Grünen kündigten an, weiterhin Klimaschutz, Energiewende und innovative Technik auch zu Wohl von Unternehmen, Handwerk und Arbeitsplätzen im Kreis Holzminden weiter voranbringen zu wollen.