„Bei der Energiewende geht es nicht nur um Strom, sondern auch um den Verkehr.“, so Dr. Julia Verlinden, die hiesige Bundestagsabgeordnete der Grünen. Sie lud am 16.05. zum Energiedialog mit Schwerpunkt Verkehrspolitik in die VHS in Lüneburg ein, zu Gast war Claudia Schmidt, Oberbürgermeisterkandidatin in Lüneburg.
Im ersten Teil der Veranstaltung gab es ein Gespräch zwischen Verlinden und Schmidt, in dem Julia Verlinden das Thema Mobilität aus der Bundesperspektive und Claudia Schmidt aus der kommunalen Perspektive beleuchtete. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass in Anbetracht der Endlichkeit fossiler Energieträger und der hohen Importkosten solcher Rohstoffe ein Umdenken und die Umstrukturierung des Verkehrswesens längst überfällig sind. Diesen Bereich bei der Energiewende außer Betracht zu lassen sei ein großer Fehler, so Julia Verlinden.
Dabei gebe es gerade auf Landes- und kommunaler Ebene etliche Handlungsmöglichkeiten, wie Claudia Schmidt im Verlauf des Abends aufzeigte. Zum Beispiel könnten Bahnstrecken reaktiviert werden, die vor allem aus den dörflichen Umgebungen als Zubringerstrecken an die Hauptverbindungen Anschluss bieten. Auch die Sharing-Konzepte in Lüneburg bei Auto und Fahrrad zeigten große Erfolge und Zuspruch. Möglich wäre auch die Einführung von Diensträdern, um den Unternehmensbereich in die Verkehrswende einzubeziehen. Dabei betonte Claudia Schmidt immer wieder, dass eine solche Veränderung des Mobilitätsverhaltens eine Bewegung von unten nach oben sein müsse und es von Seiten der Politik einer umfassenden Bürgerbeteiligung an Verkehrsprojekten bedarf.
Die Idee von Elektro-Autos betrachtet Schmidt dagegen skeptisch, da darin ein Denken von „weiter wie bisher“ und keine Verhaltensänderung abzulesen sei. Dieser Ansatz allein sei somit keine langfristige Lösung. Verlinden stimmt ihr darin zu. Nicht nur die Effizienz spiele eine tragende Rolle, auch ein verringerter Verbrauch an Ressourcen und Energie seien notwendig. Hierzu müssten Automatismen durchbrochen werden. Zum Beispiel durch die Einführung von Telearbeit oder die Umstellung auf Fahrrad oder ÖPNV bei kurzen bis mittleren Strecken. Ebenfalls wäre auf Bundesebene ein, von den Grünen angestrebter, Bundesmobilitätsplan wünschenswert.
In der anschließenden Diskussion verwies das Publikum auf die verbesserungswürdige ÖPNV-Struktur in Lüneburg. Hier bedürfe es einer ganzheitlichen Betrachtung der Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel, diese fehle in Lüneburg. Auch auf Bundesebene zeige sich, dass im Bereich der Verkehrspolitik kein Systemverständnis vorhanden sei. Die oftmals angeführt Alternative Biosprit sei ebenfalls keine Option, weil sie zur Abholzung des Regenwaldes und monokulturellem Anbau beitrage. Fazit: Statt „Alles soll bleiben wie es ist“ sollten neue ganzheitliche Verkehrskonzepte mit starker Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht werden.