Effiziente Energieversorgung im StudentInnenwohnheim

11. September 2015

Welche Rolle spielt die moderne Gebäudetechnik bei einer erfolgreichen Energiewende?

Darüber konnte sich Julia zusammen mit Susanne Puschmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der grünen Stadtratsfraktion Lüneburg, am 2. September informieren. Auf Einladung des Forums Gebäudetechnik des VDMA sowie der Firma SenerTec besichtigten die beiden Politikerinnen das Lüneburger Studierendenwohnheim „Campus 2“.

1936 als Kaserne gebaut ist Campus 2 seit 1995 ein StudentInnenwohnheim mit 2.431 m² Wohnfläche. Durch die Installation zweier kleiner Blockheizkraftwerke und einer Holzvergaseranlage ist es mittlerweile möglich, die 84 Mieterinnen und Mieter selbst mit Strom zu versorgen. Dieser ist sogar zehn Prozent günstiger als der Strom im Grundversorgungstarif des ansässigen Stromversorgers.

Im letzten Jahr haben die Blockheizkraftwerke haben mehr Strom produziert, als die MieterInnen verbraucht haben, dieser überschüssige Strom wurde ins Universitätsnetz eingespeist

Laut Klaus Hoppe, Geschäftsführer der Campus Management GmbH, lag der ursprüngliche Antrieb darin, Strom ohne Atomkraft zu beziehen. Das kann durch die Eigenversorgung natürlich sichergestellt werden. Besonders wichtig ist ihm bei seinem Engagement auch, die Betriebskostenanteile für seine MieterInnen möglichst gering zu halten.

Die thermische Grundlast wird durch die zwei eigenen Blockheizkraftwerke sichergestellt, die darüber hinaus Strom produzieren. Durch die CO2-neutrale Holzvergaseranlage stellen auch Spitzenlasten, z. B. bei niedrigen Temperaturen im Winter, kein Problem dar. Zur Befeuerung wird Holz von Forstwirtschaftsbetrieben aus der Umgebung verwendet. Da die insgesamt sechs Holzvergaseranlagen der Campus Management GmbH manuell bestückt werden, ist dafür sogar ein Arbeitsplatz geschaffen worden. Für die thermische Verteilung sind mehrere Pufferspeicher, die jederzeit be- und entladen werden können, ein wichtiger Bestandteil.

Ein Problem der Öffentlichkeitswirkung der Gebäudetechnik: Sie ist im Haus bzw. Keller „versteckt“ und daher zum Beispiel zum Vergleich der Wärmedämmung weniger sichtbar. Thomas Meyer, Geschäftsführer des  Senertec Centers Hamburg, hatte auch gleich den passenden Ausdruck parat: „Kellertechnik“. Ein gemeinsames Anliegen aller Beteiligten ist daher, für die Gebäudetechnik als Kernstück der Energiesparpotentiale zu sensibilisieren.

Julia Verlinden machte jedoch auch klar: „Es geht nicht um ‚entweder oder‘. Selbst die Klimaziele der Bundesregierung, von denen wir alle wissen, dass sie viel zu niedrig sind, erreichen wir nicht mit Gebäudetechnik allein. Wärmedämmung und effiziente Gebäudetechnik müssen beide bei jeder Gebäudesanierung individuell geprüft und umgesetzt werden.“

Dem Vorschlag alle Förderprogramme zu streichen, da der Endkunde schon richtig entscheiden würde, widersprach Julia Verlinden. „Wir brauchen eine Förderung,  insbesondere um einkommensschwache Wohnbezirke energetisch sanieren zu können. In Lüneburg betrifft das zum Beispiel Kaltenmoor. Vermieter haben aufgrund des Investor-Nutzer-Dilemmas kaum einen Anreiz in Gebäudesanierung zu investieren: Sie müssen die Heizkosten ja nicht zahlen. Insgesamt muss es mehr öffentliches Geld für die Gebäudesanierung geben. Statt bei der Gebäudesanierung zu sparen, müssen endlich all die umweltschädlichen Subventionen gestrichen werden!“

Eine weitere Botschaft war aber auch: Die Förderprogramme seien viel zu komplex und würden viel zu häufig wieder verändert. Die immer neuen politischen Entscheidungen seien „Totmacher“, die Investitionen wesentlich erschwerten. Susanne Puschmann erklärte dazu: „Förderungsprogramme sollten auch von der Endverbraucherin bzw. vom Endverbraucher verstanden werden können. Außerdem muss es Planungssicherheit durch ein langfristiges Konzept geben, um Investitionen zu generieren.“

Unmut äußerten alle Anwesenden über die Politik der Bundesregierung. Julia Verlinden brachte es auf den Punkt: „Die Regierung ist extrem fokussiert auf den Strommarkt. Wenn überhaupt wird die Energiewende im Bereich Wärme nur im Nebensatz erwähnt. Das ärgert mich wirklich. Die Regierung hat viel angekündigt, aber nichts ist richtig passiert, nichts wurde richtig angepackt. Stattdessen läuft alles weiter wie bisher. Eine vernünftige Klimaschutzpolitik sieht anders aus.“