Der Lüneburger Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte zur Informations- und Diskussionsveranstaltung „Bürgerenergiewende“ eingeladen und kaum ein Platz blieb frei. Mit dabei waren die beiden Bürgerenergiegenossenschaften „Zukunftsgenossen“, vertreten durch Oliver Opel, und „Bürger-Windpark Amelinghausen“, für den Eckhard Winkelmann gekommen war. Beide Genossenschaften beteiligen sich mit jeweils über 100 Mitgliedern ganz praktisch am Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Region, indem sie Projekte planen und finanzieren.
Unter der Moderation von Holger Tempel standen die Fragen im Mittelpunkt: Welche Erfahrungen haben die Akteure der Bürgerenergie im Raum Lüneburg bei der Realisierung von Energieprojekten gemacht und welche Rahmenbedingungen brauchen sie, um sich weiter so engagiert an der Energiewende zu beteiligen?
Mit Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion und regionaler Bundestagsabgeordneter, wurden auch die schlechter werdenden Rahmenbedingungen für Bürgerenergie auf Bundesebene diskutiert. Alle waren sich darin einig, dass die jüngsten Beschlüsse der Großen Koalition den Bürgerenergie-Akteuren neue Steine in den Weg legen. Julia Verlinden berichtete, dass das kein „Versehen“ ist, sondern absichtlich geschieht, um die großen Energiekonzerne zu schonen. Kurz: Eon, RWE usw. sollen einen beträchtlichen Teil vom Strommarkt-Kuchen behalten.
Denn die Bürger*innen, wie Landwirte und Genossenschaften, haben in der Vergangenheit den Strommarkt kräftig umgekrempelt. Sie waren es, die viele Gigawatt Erneuerbare Leistung installiert haben. Dass die Grünen die Bürgerenergie für die zentrale Stütze der Energiewende halten und für welche Politik sie sich in Berlin deswegen einsetzen, wird im Positionspapier der Bundestagsfraktion deutlich.
Tomas Biermann-Kojnov berichtete von den Aktivitäten vom Lüneburger Solarverein SunOn und räumte mit einigen Mythen auf, die in der Debatte von Gegnern der Energiewende immer wieder gerne aufgeführt werden – beispielsweise die Frage nach den tatsächlichen Kosten der verschiedenen Szenarien der zukünftigen Energieversorgung.
Beim Blick in die Zukunft kamen auch neue Projekte zur Sprache. Sie sollen das Handlungsfeld der Bürgerenergie vom Ausbau der Erneuerbaren Stromanlagen erweitern in Richtung Wärmeversorgung und Energieeffizienz-Projekte. Klar wurde: Ohne das persönliche und finanzielle Engagement der Bürgerinnen und Bürger wären wir in Lüneburg und Umgebung noch lange nicht so weit mit der Energiewende. Aber es bleibt noch viel zu tun. Denn vor allem beim Verkehr und beim Heizen hängen wir noch ganz stark von den fossilen Energie-Rohstoffen ab. Wenn die Kommunalpolitik Klimaschutz ernst nimmt, dann muss sie in den kommenden Jahren hier noch einiges bewegen. Die Erfahrung und Motivation von den Bürgerenergie-Akteuren sollte man dabei unbedingt einbinden.