Besuch bei Effizienz-Club und schwedischer Kugellagerfabrik

9. Dezember 2016
Kilian Schmidt, Leiter Industrial Engineering und Energiemanagementbeauftragter, erklärt den Teilnehmern des Energieeffizienz-Clubs Lüchow-Dannenberg den Aufbau eines Wälzrollenlagers. Quelle: SKF GmbH Lüchow

Bei ihrem Besuch beim Effizienz-Club und der schwedischen Kugellagerfabrik SKF in Lüchow hat sich Julia Verlinden über Handlungsperspektiven für Unternehmen informiert und den Mitgliedern eine Bewertung der aktuellen Energieeffizienzpolitik der Bundesregierung präsentiert.

Der Effizienzclub Lüchow-Dannenberg ist eines der bundesweit ältesten und größten Unternehmernetzwerke zum Thema Energiesparen und Energieeffizienz. Aber das Angebot der Bundesregierung, eines von 500 geförderten Energieeffizienznetzwerken zu gründen, lehnen sie dankend ab. Zu viele Auflagen und feste Verpflichtungen, so die Aussage der Effizienz-Managerin Claudia Scheil, die sich seit Jahren mit dem Effizienzclub bei den Unternehmen einen guten Ruf erworben hat.

Gastgeber der jüngsten Sitzung des Clubs war die SKF, der größte Arbeitgeber und Energieverbraucher der Region. Der Hersteller von Kugellagern, Wälzlagern und Kegelrollenlagern ist an 100 Standorten weltweit vertreten und beliefert vom Skateboard-Lager bis zur Großwindanlage alles, was sich dreht. Sein Schwerpunkt in Lüchow liegt bei Wälzrollenlagern für PKW und LKW aller Hersteller.

Bei einer Führung der Clubmitglieder von Kilian Schmidt, Energiemanagementbeauftragter der SKF GmbH, durch die Produktion wurde vor allem auf energetische Besonderheiten eingegangen. So wird die große Produktionshalle fast ausschließlich durch Wärmerückgewinnung aus Produktionsprozessen geheizt. Außerdem betreibt die SKF ein Energiemanagement nach DIN ISO 50001 und hat seine Energieproduktionskosten gesenkt, trotz für sie verdoppelter Bezugsstrompreise pro Kilowattstunde seit 2006.

Hauptenergieverbraucher ist die Härterei, wo Stahl durch Induktionsstrom erhitzt wird. Einen nicht unerheblichen Verbrauch verursachen auch die 8 Druckluftkompressoren, bei denen noch Einsparpotential besteht. Für 25 bis 30 Mio. Kilowattstunden Strom entstehen Stromkosten von etwa 4 Mio. Euro pro Jahr. Wärme wird mit einem 5 MW-Gaskessel aus Biogas oder Erdgas bereitgestellt.

Am ärgerlichsten sind aber die noch hohen Leerlaufkosten. So werden am Wochenende statt 4,5 MW immer noch 1,5 MW verbraucht und über Weihnachten, wenn der Betrieb komplett still steht, immer noch 630 KW. Diesen unnötigen Verbräuchen will die Firma auf die Spur kommen und vergibt auch Prämien an Mitarbeiter mit guten Sparideen.

In ihrer anschließenden Präsentation zeigte sich Julia Verlinden erfreut darüber, dass sie im Kreise von Unternehmern sprechen konnte, die sich alle dem Effizienzgedanken verbunden fühlen. Bezogen auf den Landkreis Lüchow-Dannenberg verbrauchen diese Unternehmen den weitaus größten Teil der in Lüchow-Dannenberg verbrauchten Energie.

Gerade im Wärmebereich, wo der Anteil der Erneuerbaren erst bei 13 Prozent liegt, besteht noch großer Handlungsbedarf. Bei der Beschreibung der aktuellen Maßnahmen und Förderprogramme für die Bereiche Erneuerbare Energien und Energieeffizienz wurde deutlich, dass diese allein noch zu keiner ausreichenden Energieeinsparung oder CO2-Minderung führen, so dass die selbst gesetzten Klimaschutzziele der Bundesregierung verfehlt würden.

Besonders der nicht funktionierende CO2-Zertifikate-Handel verhindert eine CO2-Minderung und wirft die effizienteren Gaskraftwerke aus dem Markt. Besonders ärgerlich ist, dass die Bundesregierung zwar viel von Energieeinsparung spricht, aber tatsächlich die Energieverschwendung belohnt. Dies betrifft z.B. Unternehmen, die extra mehr Energie verbrauchen, um so die Einstufung „energieintensiv“ zu bekommen, um damit von der EEG-Umlage befreit zu werden.

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen ist ein Kohleausstieg unumgänglich, der CO2-Emissionshandel muss auf einen wirksamen Mindestpreis angehoben werden und die Brennelementsteuer sollte fortgeführt und erhöht werden, so Julia Verlinden abschließend zu einigen Forderungen der Grünen.