Auf #Klimatour in Niedersachsen und Garzweiler

26. August 2015
Filmvorführung in Norderney mit den Bundestagsabgeordneten Verlinden und Meiwald

Im Rahmen der Klimatour der Grünen Bundestagsfraktion war ich vom 12. bis 15. August 2015 vor allem in Niedersachsen unterwegs und habe mit vielen Menschen über Klimaschutz und die Energiewende gesprochen. Eine zentrale Station meiner Tour: die Nordseeinsel Norderney. Unter dem Motto „Küsten schützen – Klimawandel stoppen!“ war ich dort gemeinsam mit meinen Fraktionskollegen Peter Meiwald, umweltpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion.

Auf der Insel trafen wir u.a. Stefan Wehlage, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat von Norderney, Anke Dröst vom Vorstand der Norderneyer Grünen, Herrn Meyer-Vosgerau von der Nationalparkverwaltung niedersächsisches Wattenmeer und Frau Wolters, Leiterin des Nationalparkhauses auf Norderney. Eine interessante Ausstellung informiert die Besucherinnen und Besucher dort über den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer und stellt anschaulich Bezüge zum Naturschutz, Klimaschutz und der Energiewende her.

Filmvorführung in Norderney mit den Bundestagsabgeordneten Verlinden und Meiwald

Am Abend hatte die Bundestagsfraktion alle Interessierten zur Vorführung des Films „Chasing Ice“ eingeladen – direkt im Zentrum von Norderney, im sogenannten Conversationshaus. Immer mehr Stühle mussten aus Nachbarsälen herangeschafft werden, damit schließlich etwa 150 Menschen Platz fanden. Wir waren begeistert von diesem großen Interesse! Der Film zeigt auf beeindruckende und beklemmende Weise, dass die Klimakatas

Herr Meyer-Vosgerau berichtete im Anschluss von bereits sichtbaren Veränderungen im Wattenmeer. Beispielsweise werden inzwischen immer öfter Fische gefangen, die eigentlich im Mittelmeer heimisch sind. Dafür weichen Hering und andere weiter nach Norden aus.trophe nicht irgendwann in der Zukunft passiert, sondern dass wir bereits mittendrin stecken. Hautnah kann man erleben, in welch dramatischer Geschwindigkeit Gletscher verschwinden und grönländisches Eis im Meer versinkt.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum sprachen wir u.a. über mächtige Gegner der Energiewende, den Anteil des Verkehrs an den steigenden CO2-Emissionen und mögliche Alternativen sowie Forderungen der grünen Bundestagsfraktion für eine wirksame Energiewende und konsequenten Klimaschutz. Ich machte deutlich, dass die Bundesregierung zwar gerne über Energiewende redet, aber unterm Strich viel zu wenig tut.

Wir Grüne haben viele wirksame Vorschläge für eine zukunftsfähige Energiepolitik – z.B., dass endlich die Energieeffizienz-Richtlinie der EU umgesetzt werden muss und die Bundesregierung die Bürgerenergiewende unterstützen soll, anstatt ihr Hürden in den Weg zu stellen. Auch die Frage nach dem richtigen Wirtschaftssystem kam auf, ob das Festhalten am ‚Mythos Wachstum‘ nicht kontraproduktiv für eine nachhaltige Energieversorgung sei.

Die Bundestagsabgeordneten Verlinden und Meiwald (r.) in der Diskussion

Die Veranstaltung begleiteten auch die Grünen der Insel. Die stellvertretende Bürgermeisterin Karin Rass sprach ein Grußwort und schloss die Veranstaltung mit einem Augenzwinkern: „Treffen sich zwei Planeten. Der eine sagt zum anderen: Hey, Erde, Du siehst aber gar nicht gut aus, bist Du krank? Antwortet die Erde: Ja, ich hab Mensch! Sagt der andere Planet: Ach, Kopf hoch: Das geht vorbei.“

Am Donnerstag trafen wir uns mit Karin Rass und Stefan Wehlage bei den Stadtwerken Norderney. Von Geschäftsführer Hanson erfuhren wir, dass Strom- und Gasversorgung der Insel vom Festland kommen, das Trinkwasser jedoch aus der eigenen Süßwasserlinse gefördert wird. Es gibt einige Solaranlagen und Blockheizkraftwerke (z.T. mit Biogas) auf der Insel. Die Stadtwerke ersetzen die Straßenbeleuchtung nach und nach mit effizienter LED-Technik und sanieren den öffentlichen Wohnungsbestand. Durchschnittlich 50 Prozent der Heizenergie konnte so eingespart werden, berichtete der Geschäftsführer. Herr Hanson und auch die Grünen Norderney würden gerne noch mehr erneuerbaren Strom auf der Insel produzieren – auch, um die Elektromobilität voranzubringen.

Freitag fuhr ich weiter nach Aurich, um mich über das Thema Windenergie zu informieren. Dort warf ich einen Blick in die Produktion der Windrad-Flügel bei der Firma Enercon. Außerdem stieg ich auf ein Windrad, ließ mir die Technik erklären und war beeindruckt von der ruhigen Eleganz, mit der hier Strom produziert wird. Allein die drei besonders leistungsstarken Anlagen mit jeweils 7,5 Megawatt Leistung, die dort nebeneinander stehen, können zusammen 60 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr produzieren. Damit können rund 17000 Haushalte mit einem Durchschnittsverbrauch von 3500 kWh versorgt werden.

Julia Verlinden auf Windenergieanlage bei Aurich

Im Anschluss ging es weiter ins Rheinland. Dort waren für Samstag, den 15.8., Protestaktionen gegen die Braunkohle-Nutzung und für mehr Klimaschutz geplant (im Anschluss berichteten u.a. WDR, taz und klimaretter.info ausführlich). Ich nahm an der Demonstration von Robin Wood, Campact u.a. teil, die ab Immerath – einem Dorf, das bald dem Braunkohlebagger zum Opfer fallen wird – bis zur Kante des Tagebaus Garzweiler führte. Trotz Regens waren etwa 800 Menschen dabei und stellten klar: Die Energiepolitik der Bundesregierung schont die Energiekonzerne. Sie erwirtschaften weiter Profite auf Kosten der Allgemeinheit und der zukünftigen Generationen. So darf es nicht weitergehen. Es muss endlich einen Kohleausstieg geben!

Ich musste an mein Engagement im Sommer 1996 denken. Damals war ich mit vielen anderen Menschen etwa zwei Wochen lang mit dem Fahrrad von Garzweiler zum Atommüll-Zwischenlager in Ahaus gefahren, um für eine zukunftsfähige Energiepolitik zu demonstrieren. Unsere Aktion nannte sich damals „Gegenwind“. Einiges haben wir seitdem erreicht: Es wurden AKWs abgeschaltet und über 30 Prozent unseres Stroms sind heute erneuerbar.

Aber für konsequenten Klimaschutz muss noch sehr viel mehr passieren: Ein Klimaschutzgesetz ist überfällig und wir müssen raus aus der dreckigen Kohleverstromung! Die grüne Bundestagsfraktion fordert, entsprechende Rahmenbedingungen umzusetzen, z.B. in unserem Klimaschutzgesetz aus dem letzten Jahr. Auch das von der Bundesregierung geplante Fracking-Erlaubnis-Gesetz würde das fossile Zeitalter zusätzlich verlängern – es darf deswegen im September im Bundestag nicht durchkommen!