20 Jahre Wendland Wind: Bürgerwindprojekt feiert Pionierprojekt bei Lüchow

3. Juli 2016
Julia Verlinden hält ein Grußwort beim Jubiläum 20 Jahre Wendland Wind.

Mit Hilfe von 80 Bürgern war vor 20 Jahren die erste Windanlage im Wendland entstanden, nach einer 6-jährigen Planungszeit. Es war nicht einfach damals, erinnert sich Geschäftsführer Dieter Schaarschmidt, denn für die Behörden war es Neuland, eine gesetzliche Privilegierung gab es nicht.

Zuverlässig hat diese Anlage mit 600 Kilowatt Nennleistung seit damals 13 Mio. Kilowattstunden (kWh) Ökostrom produziert. Das sind pro Jahr und Gesellschafter etwa 10.000 kWh. Schnell sind danach zwei weitere Anlagen gleicher Größe errichtet worden, das Beteiligungsinteresse war riesig, obwohl die zu erwartende Rendite mit 5% bescheiden war. Es waren hauptsächlich Idealisten aus der Anti-Atom Bewegung, die zeigen wollten, dass es auch ohne Atomstrom geht. Dies war auch der Grundstein für den späteren Kreistagsbeschluss, die Region zu 100% auf Erneuerbare Energien umzustellen.

Die jetzt von 232 Bürgern betrieben Solar- und Windkraftanlagen produzieren 3,9 Mio. kWh jährlich. Gerne würden sie die alten Projekte durch moderne Anlagen ersetzen oder neue Anlagen bauen. Allerdings sehen die Betreiber aufgrund der aktuellen politischen Rahmenbedingungen heute kaum noch Möglichkeiten, Bürger-Energieprojekte umzusetzen.

Auf der Festveranstaltung lobte die Grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden die Pionierleistung dieses ersten Windprojektes in ihrem Wahlkreis. Gerne würde auch sie die Genossenschaften und Bürgerbetreibergemeinschaften wieder stärker an der Energiewende beteiligen. Aber die politischen Entscheidungen in Berlin gehen in die andere Richtung. Noch nicht einmal die von der EU vorgesehene Ausnahmeregelung für kleine Projekte, die so genannte de-Minimis-Regelung, hat der Bundestag im neuen Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) vorgesehen. Mit dieser Regelung hätten kleine Windprojekte bis 18 Megawatt Leistung von der jetzt kommenden Ausschreibung befreit werden können.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Bundesregierung mit Rücksicht auf RWE und EON die Erneuerbaren deckelt, um einen längeren Betrieb der alten Kohlekraftwerke zu ermöglichen. Die in Paris beschlossenen Klimaschutzziele können mit diesem Vorgehen nicht erreicht werden. Technisch und praktisch wäre es sehr viel schneller möglich, die Erneuerbaren Energien im Strombereich voranzubringen.

Hoffnung machen wollte Norbert Giese den Bürgern und Betreibern der Wendland Wind bei seiner Festtagsrede. Giese hatte schon bei der Einweihung der 1. Windanlage vor 20 Jahren eine Rede gehalten. Damals als Mitarbeiter der Herstellerfirma AN-Bonus aus Bremen, heute als Chef der Offshore-Abteilung der Firma Senvion. Er meint, die neue EEG-Regelung biete vielleicht auch eine Chance für kleine regionale Betreibergemeinschaften. Durch den Zwang zur Ausschreibung müssten niedrigere Pachten für Windstandorte gezahlt werden und der Handel mit Windstandorten würde dadurch unattraktiv und würde zum Rückzug vieler darauf spezialisierter Planungsfirmen führen. Dann könnte die Stunde der lokalen Betreiber schlagen, die ihre Projekte sehr viel sparsamer und effizienter auf den Weg bringen könnten.

So optimistisch sehen das die Betreiber noch nicht. Sie wollen ihre ‚alten Anlagen‘ gut pflegen, um noch so lange wie möglich sauberen Ökostrom mit ihnen zu produzieren – bis es vielleicht wieder neue Möglichkeiten gibt, die Bürger an der regionalen Energiewende zu beteiligen.