Zum Tschernobyl-Jahrestag: Atomausstieg ohne Kohle!

24. April 2015
Bundestagskuppel Vogelperspektive
©Claudio Schwarz/unsplash

Zum 29. Tschernobyl-Jahrestag erklärt die grüne Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Lüneburg / Lüchow-Dannenberg, Dr. Julia Verlinden:

Vor allem in der Ukraine und in Weißrussland leiden immer noch Tausende unter den Folgen der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Von den so genannten Liquidatoren, die als Katastrophenhelfer für die Dekontamination der verstrahlten Zone eingesetzt wurden, sind heute 90 Prozent Invaliden. Über 100.000 Liquidatoren sind nach Berechnungen der Ärzteorganisation IPPNW bereits gestorben.

Auch der dauerhafte Einschluss des zerstörten Reaktors ist noch lange nicht fertiggestellt. Und selbst in Deutschland ist die radioaktive Belastung fast 30 Jahre nach dem Atomunfall in Tschernobyl teilweise noch hoch. So liegen beispielsweise die Strahlenwerte von Wildschwein-Fleisch in Bayern zum großen Teil noch über dem zulässigen Grenzwert.

Angesichts der enormen Risiken der Atomenergie müssen wir den Atomausstieg beschleunigt fortsetzen. Technisch ist der Ersatz durch Erneuerbare Energien und Energieeffizienz längst möglich. Doch auch der anhaltende Boom bei der Braunkohle ist ein Relikt aus dem fossilen Zeitalter, der mit den ursprünglich ambitionierten Klimaschutzzielen Deutschlands nicht vereinbar ist. Viel Strom wird exportiert und hocheffiziente Gas-Kraftwerke stehen still, weil die vermeintlich billige Braunkohle mit alten, abgeschrieben Kraftwerken den Strommarkt durcheinander bringt.

Die enormen Umwelt- und Gesundheitskosten von Atom- und Kohlestrom dürfen nicht weiter auf die zukünftigen Generationen abgewälzt werden. Wenn die Bundesregierung jetzt konsequent auf Energiesparen und Erneuerbare Energien setzt, können wir schon in wenigen Jahren ganz ohne Atom- und Kohlestrom auskommen. Das muss das Ziel einer ernst gemeinten Energiewende sein.