Studie: Konsequente Energiewende macht bis 2030 die Hälfte der Erdgasimporte überflüssig

17. Juni 2014
Bundestagskuppel Vogelperspektive
©Claudio Schwarz/unsplash

Deutschland kann seine Erdgasimporte bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Das entspricht einer Menge von etwa 400 Terawattstunden (TWh) oder der jährlichen Erdgasmenge, die aktuell aus Russland importiert wird. Dafür müssen die Energiewende europaweit beschleunigt werden, deutliche Anreize für mehr Energieeffizienz gesetzt werden und im Wärmesektor verstärkt alternative Technologien zum Einsatz kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

„Die Fraunhofer-Studie zeigt: Wir können schnell unabhängiger von Gasimporten werden. Dafür muss die Bundesregierung allerdings endlich ihre Lethargie überwinden und konkrete Maßnahmen für mehr Energieeffizienz auf den Weg bringen“, kommentiert die Lüneburger Bundestagsabgeordnete und energiepolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Julia Verlinden, die vorliegende Untersuchung.

Die Wissenschaftler sehen in der Erhöhung der Energieeffizienz eine Schlüsselaufgabe, um den Energiebedarf im Wärmesektor zu senken. In der Fraunhofer-Studie heißt es: „Wesentlich für das Erreichen der Energieeffizienzziele ist eine umfassende Gebäudesanierung.“ Mit 42% des gesamten Erdgasverbrauchs liegt der Haushaltsbereich an erster Stelle vor Industrie und Dienstleistungssektor. Bei der Gebäude­sanierung besteht daher vordringlicher Handlungsbedarf.

Dr. Julia Verlinden: „Wir müssen die Zahl der energetischen Sanierungen deutlich erhöhen. Wenn wir im Zuge der Sanierung verstärkt auf Erneuerbare Energien umsteigen, bringen wir nicht nur den Klimaschutz voran, sondern grenzen gleichzeitig den teuren Import von Erdgas massiv ein.“

Um die Bundesregierung zum Handeln zu drängen, hat die Grüne Bundestagsfraktion einen Antrag auf ein entsprechendes Energieeffizienz-Gesetz in den Bundestag eingebracht. Darin fordern die Grünen unter anderem einen Energiesparfonds in Höhe von drei Mrd. Euro, die Aufstockung des KfW-Gebäudesanierungsprogramms, qualifizierte Energieberatungen, die steuerliche Förderung der energetischen Gebäude-Modernisierung sowie eine zentrale Kompetenzstelle für Energieeffizienz.

Hintergrund:

Insgesamt wurden im Jahr 2012 in Deutschland 902 TWh Erdgas verbraucht. Deutschland ist Nettoimporteur mit einer Importabhängigkeit in Höhe von 86%. Den größten Anteil an den Importen nach Deutschland hatte im Jahr 2013 Russland mit 39 % gefolgt von Norwegen mit 29 %, den Niederlanden mit 26 % und sonstigen Ländern mit 6 %.

Fraunhofer-Studie „Erdgassubstitution durch eine forcierte Energiewende“ 

Energieeffizienz-Antrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Presseecho: Landeszeitung 19.06.2014