Offener Brief an DOW: Keine Zukunft für Kohle

15. Dezember 2015
Bundestagskuppel Vogelperspektive
©Claudio Schwarz/unsplash

Die Einigung auf ein Klimaabkommen in Paris ist trotz Schwächen ein Erfolg. Die Arbeit geht erst richtig los. Auch wir in Deutschland müssen unseren Beitrag dazu leisten und den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern beschleunigen. Konterkariert werden diese Anstrengungen z.B. durch den Neubau von Kohlekraftwerken, wie DOW Chemical ihn derzeit in Stade plant. Ich habe mich deshalb mit einem offenen Brief an die Geschäftsführung des Unternehmens gewandt, um den Bau des Kohlekraftwerks zu stoppen:

 

Sehr geehrter Herr Schnepel,

derzeit verhandeln die Staats- und Regierungschefs in Paris und es bleibt zu hoffen, dass endlich ein globales Klimaabkommen verabschiedet werden kann, das für alle Staaten der Welt verbindlich ist und eine Zukunft für unseren Planeten ermöglicht. Es muss endlich gelingen, die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren, sodass die Durchschnittstemperatur keinesfalls um mehr als 2 Grad steigt.

Die meisten klimaschädlichen Gase entstehen durch die Energieversorgung, allen voran durch Braun- und Steinkohle.

Ich begrüße es daher sehr, dass der Allianz-Konzern seinen Ausstieg aus Kohleinvestments bekannt gegeben hat. Ebenso wie der Rockefeller Brothers Fund, der ein Vermögen von etwa 860 Millionen Dollar verwaltet und bereits 2014 den Ausstieg aus der Kohle- und Ölindustrie verkündet hat. Dies zeigt: Die großen Geldgeber in der Welt haben das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der fossilen Energieträger verloren. Die Verstromung von Kohle hat keine Zukunft.

Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, dass Ihr Unternehmen am Standort Stade weiterhin den Bau eines Kohlekraftwerks plant. Denn Kohlekraftwerke sind nicht nur klimaschädlich. Sie stoßen auch Unmengen von Quecksilber und weiteren Luftschadstoffen aus.

Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat die DUH bereits 2013 in einem Gutachten dargelegt, dass die Effizienzgewinne bei neuen Kohlekraftwerken trotz höherer Wirkungsgrade und geringerer CO2-Emissionen bei weitem nicht für eine Treibhausgasminderung in der Größenordnung genügen, wie es der Klimaschutz schon jetzt erfordere.

Stattdessen sollte Ihr Unternehmen, wie auch bereits andere große Unternehmen mit energieintensiver Produktionsweise es bei der Stromerzeugung vorgemacht haben, auf Erneuerbare Energien und Gaskraftwerke setzen. Hier lässt sich mit Gas- und Dampfturbinen als Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ein Gesamtwirkungsgrad von nahezu 90 Prozent erreichen.

Als zuständige Bundestagsabgeordnete der Grünen bin ich mit den Vertretern des DOW Standorts in Stade immer wieder im Austausch. Deswegen ist mir bekannt, dass das Werk Stade sich auch für Wind-Wasserstoff engagiert und aktiv im Netzwerk ChemCoast mitarbeitet. Hier liegt die Zukunft: den im Norden Deutschlands zahlreich vorhandenen Strom aus Windenergieanlagen zu nutzen, der insbesondere für die chemische Industrie sehr günstig zu erwerben ist und damit bei der Energieversorgung CO2-Emissionen zu reduzieren.

Sehr geehrter Herr Schnepel,

ich appelliere an Sie und Ihr Unternehmen im Sinne nicht nur des Klimaschutzes, sondern auch des Gesundheitsschutzes der Menschen vor Ort: Stoppen Sie die Planung für das Kohlekraftwerk in Stade zugunsten klimaschonender Alternativen. Kehren Sie dem fossilen Zeitalter den Rücken und helfen Sie mit, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Lassen Sie uns gemeinsam Vorreiter beim Umbau Deutschlands für Energieeffizienz und mehr Erneuerbaren Energien sein.

Mit freundlichen Grüßen,

Julia Verlinden