Mit Bürger*innen im Gespräch über Energiewende und Klimafolgen
4. September 2018Rede und Antwort rund um Klimaschutz und Energie standen am vergangenen Freitag die grüne Bundestagsabgeordneten Dr. Julia Verlinden und der Feuchtwanger Landtagsabgeordneten Martin Stümpfig im Neuendettelsauer Bahnhof in Bayern. Der Ortsverband hatte zum Bürgergespräch über die Energiewende eingeladen.
Der alte Wartesaal im Bahnhof war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Diskussion nahm sofort Fahrt auf. Julia Verlinden erklärte: „Die Kohlekraftwerke müssen zügig abgeschaltet werden, sonst können wir die Klimaziele nicht erreichen. Wir brauchen diese Dinosaurier auch nicht mehr. Die erneuerbare Energien können die Energieversorgung übernehmen. Sie erzeugen Strom und Wärme ohne Risiken und ohne schädliche Abgase. Und durch die Energiewende entstehen dauerhafte Arbeitsplätze.“
Die Bundestagsabgeordnete aus Niedersachsen verwies auf die vielen Ideen für eine energiesparende, erneuerbare und faire Wärmeversorgung. „Der Umbau der Wärmeversorgung ist eine ganz wichtige Baustelle. Wärmenetze bieten hier eine gute Möglichkeit, hohe Effizienz zu erreichen und erneuerbare Energien zu integrieren. Davon konnten wir uns beim Besuch der Hürnerhöfe in Ansbach überzeugen. Die Kommunen können über eine gute Wärmeplanung die richtigen Weichen stellen“, so Julia Verlinden.
„Ob der diesjährige Hitzesommer nur eine Ausnahme war“ wollte ein Bürger wissen. „Ich bin mit vielen Klimaexperten im regelmässigen Austausch. Die Prognosen wurden leider durch die Realität noch übertroffen. Der Klimawandel schreitet enorm schnell voran. Die Wetterextreme werden häufiger. Deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt den Hebel umlegen und CO2 massiv einsparen. Umweltfreundliches Verhalten in allen Bereichen muss entsprechend belohnt werden. Hier ist eine CO2 Abgabe ein richtiger Weg“, so Martin Stümpfig.
Überraschend deutlich forderte ein Teil der Gäste: „Ihr Grünen müssten angesichts der drohenden Klimaüberhitzung, radikalere Forderungen und Veränderungen herbeiführen“. Verlinden und Stümpfig anworteten beide, dass das derzeitige Tempo bei der Energiewende viel zu gering sei. Je früher der Ausstieg aus den dreckigen, fossilen Energien komme, desto besser werde der Umstieg und die Umsetzung durch die Wirtschaft gelingen. Sonst drohten echte Strukturbrüche.
Am Beispiel einer Photovoltaikanlage in Burk, die auf große Kritik stieß und am Sonntag abgelehnt wurde, erklärte Stümpfig: „Wir müssen es schaffen, mehr Unterstützung für die erneuerbaren Energien zu bekommen. Mit den Änderungen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes durch die GROKO und der Einführung der Ausschreibungen wurden und werden Bürgerprojekte massiv erschwert. Bürgeranlagen erfahren mehr Akzeptanz. Das EEG muss deshalb diese Form wieder stärken.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern ist total ins Stocken geraten: Es geht nichts mehr bei der Windkraft und das Tempo bei der Photovoltaik ist sehr, sehr langsam. Die zukünftige Staatsregierung muss hier die bisherige Blockade auflösen und gute Rahmenbedingungen schaffen. Nachdem endlich die hochriskanten Atomkraftwerke abgeschaltet werden, muss Bayern die erneuerbaren Energien ausbauen. Sonst sind wir in hohem Maße auf dreckigen Kohlestrom angewiesen“.
Der Bogen spannte sich weiter von den Speichermöglichkeiten bei Windkraftanlagen, eigenem Verhalten, der globalen Verantwortung und der Auswirkung der Klimakatastrophe auf das Migrationsverhalten.
Felix Busch vom Ortsverband Neuendettelsau, der den Abend moderierte, konnte neben den Referenten auch die Landtagskandidatin Gabi Schaaf und die Bezirkstagskandidaten Andreas De Groot – Direktkandidat Stimmkreis Ansbach-Nord (Petersaurach) und für den Stimmkreis Ansbach-Süd / Weißenburg – Gunzenhausen Sven Höfler begrüßen.