Mehr als 2 Millionen Menschen von Überflutungsgefahr an deutschen Küsten betroffen

4. August 2019
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Julia Verlinden hat die Bundesregierung nach den Auswirkungen steigender Meeresspiegel auf die deutschen Küsten und den Küstenschutz gefragt. In ihrer Antwort auf die Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag sagt die Bundesregierung u.a.:

  • Seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen ist ein kontinuierlicher Anstieg der Meeresspiegel in Nord- und Ostsee zu beobachten (Nordsee: linearer Anstieg von 2mm/Jahr in den 165 Jahren bis 2008, Ostsee: linearer Anstieg von 1,2mm/Jahr in den 115 Jahren bis 2015)
  • Die Bundesregierung verweist für die weitere Entwicklung des Meeresspiegelanstiegs auf die Abschätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Chance (IPCC), nach denen sich der Meeresspiegelanstieg deutlich beschleunigen wird. Danach steigt er in der Nordsee allein bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit 63cm doppelt so stark wie in den letzten 165 Jahren.
  • Die Bundesregierung schließt unter Verweis auf neuere wissenschaftliche Studien einen Anstieg des Meeresspiegels an der Nordseeküste und der westlichen Ostsee um deutlich über einen Meter bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr aus.
  • In überflutungsgefährdeten Gebieten an den deutschen Küsten leben nach Kenntnis der Bundesregierung insgesamt rund 2,1 Millionen Menschen, davon 1,1 Millionen allein in Niedersachsen.
  • Nach Angaben der Bundesregierung enthalten die derzeitigen Küstenschutzkonzepte einen Klimazuschlag bei der Bemessung der Seedeiche von 20cm bis 2050 bzw. 50cm bis 2100. Das ist deutlich weniger als die Annahmen des IPCC zum Meeresspiegelanstieg.

Zu den Ergebnissen sagt Julia Verlinden, niedersächsische Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion:

„Schon heute sind über zwei Millionen Menschen an den deutschen Seeküsten von Überflutungen bedroht, davon über eine Million in Niedersachsen. Das Klima heizt sich weiter auf und der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich. Der Bund muss die Länder bei ihren Anstrengungen für besseren Schutz gegen Hochwasser stärker unterstützen. Denn die bisherigen Pläne für den Küstenschutz reichen aller Voraussicht nach nicht aus.

Und die Bundesregierung muss endlich bei den Ursachen ansetzen und ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen beschließen. Nur mit einer entschlossenen Energie-, Agrar- und Verkehrswende lässt sich die Klimakrise wirksam eindämmen und damit auch der Anstieg des Meeresspiegels bremsen.“