Dr. Julia Verlinden, energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Abgeordnete für die Kreise Cuxhaven, Stade, Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen, erklärt zu den Plänen der großen Koalition:
Biomasse hat den Vorteil, dass wir sie zur Energieerzeugung nutzen können, wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint. Sie kann als gut regelbare Energie wichtige Systemdienstleistungen bei der Umstellung unserer Stromerzeugung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien übernehmen. Hierfür ist es notwendig, dass die Bundesregierung Anreize setzt, damit eine bedarfsgerechte Stromerzeugung rentabel wird – dass die Anlagenbetreiber also genau dann Energie mit Biomasse erzeugen, wenn diese gebraucht wird. Bei einem Kahlschlag der Biogasbranche, wie im derzeitigen Entwurf von Sigmar Gabriel vorgesehen, profitiert nur die Kohle. Biogas kann aber im Gegensatz zur Kohle sehr flexibel und ohne Speicherverluste die benötigte Regelenergie bereitstellen und damit alte Kohlekraftwerke ersetzen.
Weitere Potentiale zur effizienteren Stromerzeugung in Biogasanlagen sowie Potentiale zur Kopplung von Strom- und Wärmeerzeugung (z.B. für Nahwärmenetze) sind zukünftig unbedingt verstärkt zu nutzen. Deswegen ist es wichtig, dass die Große Koalition auch die Ökologisierung bestehender Anlagen mit den richtigen Anreizen unterstützt.
Die Diskussion um Flächenkonkurrenz und Monokulturen und deren Auswirkungen auf Ökosysteme im Zusammenhang mit der energetischen Nutzung von Biomasse nehmen wir von Bündnis 90/Die Grünen ernst. Naturschutz und Klimaschutz sind jedoch kein Widerspruch, sondern zugleich realisierbar. Deswegen wollen wir die Priorisierung auf Reststoffe und ökologisch verträgliche Pflanzen (z.B. Blühpflanzenmischungen, Kleegras) beim zukünftigen Zubau von Anlagen. Ein weiterer Zubau mit Augenmaß ist nötig, um Technologieentwicklung voranzutreiben und damit auch die Bestandsanlagen weiter zu ökologisieren.
Statt weiterhin auf den Klimakiller Braunkohle zu setzen, sollte die Bundesregierung endlich ernst machen mit einer zukunftsfähigen Energieversorgung – und dort spielt neben Wind, Sonne, Wasser, Energieeffizienz, Energiespeichern und intelligenten Netzen eben auch die Biomasse eine wichtige Rolle.
Julia Verlinden wird sich am 03. Februar ausführlich vor Ort über das Thema informieren, wenn sie das mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerk der Sternschule in Uelzen besichtigt.