Besuch bei Enertrag: Wasserstoff als Teil einer sauberen Energieversorgung

22. Mai 2017
Bundestagskuppel Vogelperspektive
©Claudio Schwarz/unsplash

Inzwischen stammen rund 34 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus Erneuerbaren Energien. Dies ist vor allem ein Erfolg der rot-grünen Energiepolitik, die im Jahr 2000 mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die rasante Entwicklung von Wind- und Solarenergie auf den Weg gebracht hat. Ziel der Grünen ist es, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch aus Erneuerbaren Energien bereitzustellen. Dabei werden Windenergie- und Solaranlagen das Gros des benötigten Stromes erzeugen. Ein weiterer wichtiger Baustein für die Energiewende ist das Energiesparen. So gelingt die Energiewende schneller und kostengünstiger.

Damit auch an dunklen und windarmen Wintertagen eine sichere Strom- und Wärmeversorgung gewährleistet ist, werden steuerbare Erneuerbare Energien wie Bioenergie und Wasserkraft sowie Energiespeicher in unterschiedlicher Form benötigt. Mit der Option, mittels Wind- und Solarstrom zunächst Wasserstoff und im zweiten Schritt ggf. Methan zu erzeugen, das so genannte Power-to-Gas-Verfahren, besteht eine Möglichkeit, Phasen mit wenig Wind und Sonne zu überbrücken und Erneuerbare Energien für Wärmeerzeugung und Mobilität zur Verfügung zu stellen.

Wind-Kraftwerk erzeugt Wasserstoff

Das Unternehmen Enertrag verfolgt in Dauerthal bei Prenzlau in Brandenburg bereits heute das Konzept einer stabilen und rundum erneuerbaren Energieversorgung. Deshalb hat Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der grünen Bundestagsfraktion, den Standort in Dauerthal besucht und sich das Verfahren vor Ort angeschaut. Unternehmenschef und -gründer Jörg Müller hat den Unternehmensansatz entwickelt, ein eigenständiges Kraftwerk auf Basis Erneuerbarer Energien zu schaffen.

Mit Hilfe eines Elektrolyseurs wird in Dauerthal unter Einsatz von Windstrom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgetrennt und der Wasserstoff anschließend gespeichert oder ins Gasnetz eingespeist. So wird ein Teil der Wärmeversorgung bereits heute mit sauberem ‚Windgas‘ bereitgestellt. Bundesweit können Kunden des Anbieters Greenpeace Energy einen Anteil Windgas für eine sauberere Wärmeversorgung beziehen, wie Politik-Chef des Unternehmens Marcel Keiffenheim erklärt. Dafür bezieht Greenpeace Energy den mit erneuerbarem Strom erzeugten Wasserstoff vom Unternehmen Enertrag. Unter anderem ist auch das grüne Wahlkreisbüro von Julia Verlinden in Lüneburg Kunde dieses innovativen Angebotes.

Entlastung bei Netzengelten

Enertrag-Chef Müller weist auf viele weitere Vorteile des Kraftwerkskonzeptes von Enertrag hin: hohe Wertschöpfung in der Region, die Schaffung neuer, nachhaltiger Arbeitsplätze bis hin zur so genannten Schwarzstartfähigkeit, an der die Firma arbeitet. Darunter versteht man das Anfahren der Stromversorgung nach einem totalen Stromausfall.

Für die Verbraucher bietet das Power-to-Gas-Verfahren einen weiteren Vorteil: Mit dem Elektrolyseur können Spitzen in der örtlichen Erzeugung von Windstrom aufgefangen und verwendet werden, die andernfalls aufgrund von Netzengpässen abgeregelt werden müssten. Das senkt nicht zuletzt die Kosten für die Netzbetreiber und damit die Netzgebühren, die die Verbraucher zahlen müssen.

Wasserstoff als sauberer Treibstoff

Aber nicht nur in der Strom- und Wärmeversorgung bietet Power-to-Gas einen vielversprechenden Ansatz. Auch für den Betrieb von Bus- und Bahnflotten oder im Schwerlastverkehr kann sauberer Wasserstoff als Treibstoff genutzt werden. So ließe sich ein großer Teil des Verkehrs von schmutzigen Dieselantrieben und den zugehörigen CO2-Emissionen befreien.

Doch es gibt noch erhebliche regulatorische Hindernisse für die Einspeisung von Wasserstoff ins Gasnetz. Bisher dürfen maximal 10 Prozent des Gases in der Leitung Wasserstoff sein, für die Versorgung von Erdgastankstellen sogar nur zwei Prozent – eine Regelung, die der unzureichenden Zertifizierung von Erdgas-Pkw geschuldet ist. Dabei wären aus Sicht der Leitungsbetreiber deutlich höhere Anteile von sauberem Wasserstoff im Gasnetz unproblematisch.

Hemmnisse beseitigen

Im nächsten Schritt gilt es Hemmnisse abzubauen, damit sich die Wasserstofferzeugung aus sauberem Strom als wichtiges Element einer neuen Energiewelt weiter ausbreiten und noch kostengünstiger werden kann – so das gemeinsame Fazit von Politik und Unternehmen nach dem Austausch. Denn Wasserstoff wird in Zukunft neben den anderen Erneuerbaren Energien benötigt, um Zeiten geringer Wind- und Sonneneinwirkung auszugleichen und den Transfer von Erneuerbaren Energien in die Sektoren Verkehr und Wärme effizient und einfach zu gestalten.

Zum Bericht von Greenpeace Energy